Bewegungsmangel schadet dem Herz-Kreislaufsystem immens. Skandinavische Epidemiologen stellten heraus, dass körperliche Inaktivität das Risiko für den Typ-II-Diabetes um bis zu 42 % erhöhen kann. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden, lag bei inaktiven Erwachsenen im mittleren Lebensalter um rund 24 bzw. 16 % höher als bei aktiven. Hinweise auf eine direkte Verbindung zwischen Bewegungsmangel und der Entwicklung von Demenz und Alzheimer wurden hingegen nicht gefunden.
Die im BMJ publizierten Ergebnisse einer umfangreichen Literaturanalyse stützen die etablierte Ansicht, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch körperliche Aktivität vermieden werden können. Zur Prävention eines beschleunigten Abbaus von Hirnzellen hingegen, reiche ausschließlich mehr Bewegung nicht aus, so die Wissenschaftler.
Wissenschaftliche Details
Körperliche Aktivität unterstützt das gesunde Älterwerden. Im mittleren Lebensalter trägt ein optimales Maß an Bewegung sowohl zur Prävention kardiometabolischer Erkrankungen als auch zur Erhaltung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Alter bei. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, auf diesem Wege auch die Entwicklung von Demenz zu verzögern, haben Epidemiologen vom University College of London und der Universität von Helsinki in einer Metaanalyse von 19 prospektiven Beobachtungsstudien überprüft. Insgesamt wurden Daten von 404.840 Erwachsenen einbezogen, die zum Beginn der Untersuchungen im Durchschnitt 45 Jahre alt waren.
Eine Gruppe hatte angegeben, bewegungsarm zu leben. Die Kriterien für diese Angabe reichten von wöchentlich weniger als 30 Minuten zügig laufen bis hin zu gelegentlichen oder seltenen Spaziergängen. Erwartungsgemäß zeigten die Analysen der Gesundheitsprofile einen engen Zusammenhang zwischen der körperlichen Inaktivität und dem Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen. Das Risiko lag für den Typ-II-Diabetes bei rund 42 %, für die koronaren Herzerkrankungen bei rund 24 % und für den Schlaganfall bei rund 16 %.
Im Unterschied dazu konnte kein statistisch relevanter Zusammenhang zwischen einem bewegungsarmen Lebensstil und einer mehr als zehn Jahre später diagnostizierten Demenz nachgewiesen werden. In der Phase der präklinischen Demenz, also in einem Zeitfenster von weniger als zehn Jahren vor der Demenzdiagnose, war jedoch ein Zusammenhang mit dem bewegungsarmen Lebensstil ersichtlich[1].
Die Wissenschaftler empfehlen Folgestudien, die Änderungen in der körperlichen Aktivität mit Hilfe von digitalen Helfern erfassen.
Zum Weiterlesen
Kivimäki et al. (2019): Physical Inactivity, Cardiometabolic Disease, and Risk of Dementia: An Individual-participant Meta-analysis. In: BMJ, Vol. 365. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1495.
[1] Für Demenz aller Art HR = 1,4; 95% CI 1,23-1,71 und für die Alzheimer-Demenz HR = 1,36; 95% CI 1,12-1,65