Für die Neuausrichtung der Investitionspolitik im Zeitraum von 2016 – 2030 sieht die UN bislang 169 Vorhaben vor, die im September 2015 von ihren Mitgliedsstaaten als nachhaltige Entwicklungsziele gemeinsam vereinbart werden könnten (1). Sie bilden die Grundlage für Entscheidungen, wie der rund 2,5 Billionen US-Dollar umfassende Entwicklungshilfeetat der UN bis 2030 verausgabt wird.
Ineffektiv und unrealistisch, warnt das aus 62 Teams namhafter Ökonomen bestehende Expertengremium von Copenhagen Consensus und schlägt unter dem Titel Smart Development Goals selbst 19 prioritären Schwerpunkten vor, die die Arbeit der UN fokussieren soll (2). Grundlage der komprimierten Zielsetzung ist eine plausible Kosten-Nutzen-Analyse: Angesichts begrenzter Ressourcen sollte der UN-Etat den Empfehlungen entsprechend konzertiert in den Feldern eingesetzt werden, die den höchsten Nutzeffekt versprechen. Nicht nur ökonomische Vorteile sind bei den Hochrechnungen berücksichtigt, sondern auch positive Impulse zum Erhalt der Gesundheit, der Umwelt und der Sozialsysteme.
Werden die Smarten Entwicklungsziele in der UN-Planung berücksichtigt, so könnten mit jedem investierten US-Dollar mindestens 15 US-Dollar an Mehrwert für die Menschen, für die Umwelt und für den Planeten erreicht werden.
Oberste Priorität als eine Option für die Zukunft hat die Bekämpfung von Unterernährung und Mangelernährung bei Kindern, deren Zahl bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu heute weltweit um 40 % realistisch zu verringern ist. Mit einer Investition von 11 Milliarden US-Dollar in Ernährungsergänzung, in Entwurming und in eine verbesserte Ernährungsbilanz bei den 0- bis 2-Jährigen könnten 68 Millionen Kinder jährlich vor Unterernährung und Mangelernährung gerettet werden.
Noch weitere, vorrangig ermittelte Ziele stehen mit der Prävention von Krankheit und frühem Tod in Zusammenhang: Bis 2030 könne die Häufigkeit von Malaria-Infektionen halbiert sein und die Kindersterblichkeit um 70 Prozent sowie die Tuberkulose als Todesursache sogar um 90 Prozent gesenkt werden. Realistisch erscheint auch, die Zahl der HIV-Infektionen um 1,1 Millionen zu verringern.
Um ein Drittel kann mit Hilfe von Prävention das Risiko, einen frühen Tod infolge von chronischen Krankheiten zu sterben, bis zum Jahr 2030 reduziert werden und so jährlich effektiv 5 Millionen Menschen das Leben gerettet werden. Zu den dafür nötigen Präventionsmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 9 Milliarden US-Dollar zählen neben der Vorbeugung von Herzerkrankungen die Preissteigerung für Tabakerzeugnisse, der Einsatz von Aspirin, die Verringerung des Salzkonsums und kostengünstige Blutdrucksenker. Der Schutz werdender Mütter von Erkrankungen, die Unterstützung von qualifiziertem medizinischen Personal bei der Entbindung und eine hohe Qualität postnataler Versorgung würde die Neugeborenen-Sterblichkeit um 70 % verringern. Vermehrte Impfungen gegen Grippe, Lungenentzündungen und Durchfallerkrankungen könnten die Kindersterblichkeit um 25 Prozent senken (3).
Ergänzend zu den hier genannten medizinischen Präventionsmaßnahmen gilt die Intensivierung von Forschung und Bildung als eine effektive Investition in die Zukunft. Eine Steigerung der agrarwissenschaftlichen Forschung um 40 % bis zum Jahr 2030 trägt zur maßgeblichen Senkung der Lebensmittelpreise bei und hilft, hochgerechnet 80 Millionen Menschen jährlich vor Hunger zu bewahren.
Vor allem in den Sub-Sahara-Gebieten müsse der Zugang zu Schulbildung spürbar erweitert werden. Eine durchschnittlich um zwei Jahre verlängerte Ausbildungsdauer von Mädchen ist nötig, um ihr Gesundheitsbewusstsein zu verbessern, das Schwangerschaftsrisiko zu vermindern und den Lebenszyklus zu stabilisieren.
Zu den besonderen Entwicklungszielen im Umweltschutz sollen insbesondere der Verzicht auf Subventionen für fossile Energien wie etwa für Kohle und eine konsequentere Besteuerung der Umweltverschmutzung gehören. Nötig sei es auch, die Vernichtung der Korallenriffe bis 2030 zu halbieren, um die Umwelt nachhaltig zu erhalten. Handelsbarrieren sollen bis zum Jahr 2030 vollständig abgebaut werden.
Die Fokussierung auf wenige, klar benannte Ziele hat nicht unwesentlich zum Erfolg der ersten UN-Entwicklungsagenda seit der Jahrtausendwende beigetragen. Im Zeitraum von 2001 – 2015 sind nachweislich Fortschritte in den Bereichen Armut, Hunger, Geschlechtergleichheit, Bildung, Kinder- und Müttersterblichkeit erreicht worden (4). Aus der Sicht der Assmann-Stiftung für Prävention enthält die Liste der Entwicklungsziele von Copenhagen Consensus als ein wissenschaftlich fundierter Kompass die Option einer gerade noch rechtzeitigen Weichenstellung für den Weltvertrag der UN-Mitgliedsstaaten.
Zum Weiterlesen:
- Assmann-Stiftung für Prävention. Das Copenhagen Consensus Projekt und die Gestaltung der post-2015 Entwicklungsagenda [82]. Link: https://www.assmann-stiftung.de/das-copenhagen-consensus-projekt-und-die-gestaltung-der-post-2015-entwicklungsagenda-82/
- TOO MANY GOALS MEANS NO PRIORITIES. Bjorn Lomborg and the world’s top economists, including Nobel Laureates, to help set smarter, evidence-based goals for the post-2015 agenda. Link: http://www.copenhagenconsensus.com/post-2015-consensus/press-release-0undFinn Kydland, Tom Schelling and Nancy Stokey. Smart Development Goals. Link: http://www.copenhagenconsensus.com/post-2015-consensus/news/limit-un-development-goals-2030-get-more-value-money
- Vgl die ausführliche Kosten-Nutzen-Bewertung der UN – Ziele im Bereich der Gesundheit bei Copenhagen Consensus (draft 2015): Benefits and Costs of the Health Targets for the Post – 2015 Development Agenda. Link: http://www.copenhagenconsensus.com/sites/default/files/health_viewpoint_-_kickbusch.pdf
- Vgl. BMZ. Die post-2015-Entwicklungsagenda. Dokumente. Link: http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/ziele/ziele/millenniumsziele/index.html