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Dosiert Sonnenbaden – nicht nur schädlich, sondern auch schützend [53]

In den letzten Jahren haben die Meldungen über eine regelrecht epidemische Zunahme des malignen Melanoms zu Empfehlungen geführt, die Sonne möglich konsequent zu meiden. Neuere wissenschaftliche Ergebnisse könnten Sonnenbaden mit Maß wieder ohne schlechtes Gewissen möglich machen.

Denn paradoxerweise sorgt die Sonne, die einerseits Hautkrebs auslösen kann, andererseits für die Produktion von Vitamin D in der Haut. Vitamin D ist schon seit langem bekannt für seine wesentliche Rolle bei der Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und beim Knochenaufbau. Hierzulande werden bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien schätzungsweise 80 % bis 90 % des Vitamin D im Körper durch Bildung in der Haut produziert, etwa 10 % bis 20% werden über die Nahrung zugeführt. Dabei reicht die Stärke der Sonnenbestrahlung von März bis Oktober aus, um eine ausreichende Bildung des Vitamins zu gewährleisten. Es können so die Sonnentage genutzt werden, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren, um einen Vitamin D Speicher für die Wintermonate anzulegen[1],[2]. Eine kürzlich publizierte Studie aus Groß-Britannien konnte zeigen, dass Frauen, die für wenige Wochen ihren Urlaub im Süden verbrachten, so viel Vitamin D speichern konnten, dass dieses nach drei Monaten im Blut noch ausreichend hoch war[3].

Darauf, dass Vitamin D auch eine krebshemmende Wirkung aufweisen kann, wurde bereits vor mehr als 30 Jahren hingewiesen. Seither durchgeführte experimentelle Studien legen nahe, dass Vitamin D einen antikanzerogenen Effekt in nahezu allen Stadien der Krebsentstehung hat. Epidemiologische Studien zeigten, dass hohe Vitamin D Serumwerte mit einer niedrigen Rate von Neuerkrankungen für Krebserkrankungen und Sterblichkeit einhergehen[4]. Eine Meta-Analyse epidemiologischer Studien zum Blutspiegel von 25(OH)Vitamin D (Speicherform des Vitamin D) zeigte eine Senkung des Risikos um 40% für kolorektalen Krebs, wenn Personen mit hohen (durchschnittlich 34 ng/ml) und niedrigen (durchschnittlich 18 ng/ml) Werten verglichen wurden[5]. Eine 2012 veröffentliche amerikanische Studie mit über 450.000 Probanden konnte zeigen, dass in Regionen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung bestimmte bösartige Tumorbildungen, wie non-Hodgkin-Lymphome, Colon-, Lungen, Prostata-, Nieren- und Blasenkrebs deutlich seltener auftreten[6]. Obwohl eine Cochrane Metaanalyse bestätigen konnte, dass eine Vitamin D Supplementierung zu einer deutliche Senkung der Gesamtmortalität führte, sind weitere große randomisierte kontrollierte Studien notwendig, um den Nutzen einer Vitamin D Supplementierung zu belegen[7].

Vitamin D, Ernährung und Sonnenstrahlung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung[8] hat erst kürzlich den Schätzwert für eine angemessene Vitamin D-Zufuhr bei fehlender körpereigener Bildung durch die Haut erhöht und auf 20 µg (Mikrogramm) Vitamin D pro Tag für Erwachsene gesetzt.  Der Wert bei Säuglingen bis zu einem Jahr liegt bei 10 µg (meist bereits durch die Gabe eines Supplements zur Rachitis Prophylaxe gewährleistet).

Zu den Lebensmitteln mit bedeutender Menge an Vitamin D gehören insbesondere Fettfische (z. B. Hering und Makrele) und in deutlich geringerem Maße in Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), Eigelb und einige Speisepilze. Lagerung und Zubereitung beeinflusst Vitamin D nur gering. Es ist bis 180 Grad Celsius hitzestabil, allerdings gegenüber Sauerstoff und Licht empfindlich.

Eine ausreichende Speicherung des Vitamin D sollte möglichst durch die Bildung in der Haut mittels Sonnenbestrahlung erreicht werden. Jahreszeit, Breitengrad und Hautfärbung beeinflussen das Ausmaß der Vitamin D Bildung in der Haut. Es wird eine Dauer von insgesamt ca. 5 bis 25 Minuten pro Tag empfohlen, sich mit unbedecktem Gesicht, Händen und größeren Teilen von Armen und Beinen im Sonnenlicht aufzuhalten. Damit kann in der Regel ein entsprechender Blutserumspiegel der Speicherform des Vitamin D, 25(OH)D3 ohne Einnahme von Vitamin-D-Präparaten erreicht werden.

Personen, die sich kaum oder nur mit bedeckten Körperpartien in der Sonne aufhalten, eine dunkle Hautfarbe aufweisen oder zu bestimmten Risikogruppen gehören, benötigen hierzulande gegebenenfalls Vitamin D Präparate und sollten Rücksprache mit ihrem Hausarzt halten.

Eine Umrechnung der angegebenen Einheiten für mit der Nahrung aufgenommenen Vitamin D kann wie folgt vorgenommen werden: 1 μg = 40 Internationale Einheiten (IE) und 1 IE = 0,025 μg. Die Absorptionsrate des mit der Nahrung zugeführten Vitamin D liegt bei etwa 80 %.

Im Allgemeinen werden folgende Schutzmaßnahmen, um das Hautkrebsrisiko durch die Sonne zu senken, empfohlen:

  • Sonnenbrände sollten vermieden werden und die Haut langsam an längere Sonnenbestrahlung gewöhnt werden. Dabei sollten Aktivitäten in der Sonne zwischen 11 und 15 Uhr möglichst gemieden werden.
  • Die Haut sollte durch Kleidung  (die Augen durch eine Sonnenbrille) mit UV-Schutz und/oder Sonnenschutzmittel geschützt werden, dies gilt insbesondere für kleine Kinder. Sonnenmilch, falls notwendig wasserfest, sollte mindestens einen Sonnenschutzfaktor von 15 aufweisen und 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. Gegebenenfalls Schutz – z.B. nach dem Baden – durch erneutes Auftragen gewährleisten. Dadurch wird die Schutzzeit allerdings nicht verlängert. Es sollten Sonnencremes mit Schutz vor UV-A Strahlen (tief in die Haut eindringend) verwendet werden. UV-B Strahlen verursachen den Sonnenbrand. Beide Strahlungsarten tragen zum Hautkrebs bei. Allerdings ist zu beachten, dass die Verwendung von Cremes mit Sonnenschutzfaktor die Vitamin-D Produktion in der Haut deutlich verringert. Ein vernünftiges Verhältnis zum Sonnenbaden ist erforderlich, um sowohl das Hautkrebsrisiko zu reduzieren als auch die Vitamin D Synthese der Haut zu gewährleisten.
  • Solarien sollten gemieden werden, da deren UV-Strahlung die Haut ebenfalls schädigt.

Quellen:


[1] DGE. Jetzt Vitamin D tanken. Online: http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1228 (abgefragt am 20. August 2013).
[2] DGE. Die neuen Referenzwerte für Vitamin D. Online: http://www.dge.de/modules.php?name=News&file=article&sid=1207 (abgefragt am 20. August 2013).
[3] Mavroeidi A et al. Seasonal variation in 25(OH)D at Aberdeen (57°N) and bone health indicators–could holidays in the sun and cod liver oil supplements alleviate deficiency? PLoS One. 2013;8:e53381. doi: 10.1371/journal.pone.0053381.
[4] Lazzeroni M et al. Vitamin D Supplementation and Cancer: Review of Randomized Controlled Trials Anti-Cancer Agents in Medicinal Chemistry 2013,13,118-25.
[5] Gandini S et al. Meta-analysis of observational studies of serum 25-hydroxyvitamin D levels and colorectal, breast and prostate cancer and colorectal adenoma. Int. J. Cancer. 2011,128(6), 1414-1424.
[6] Li S-W et al. Prospective study of ultraviolet radiation exposure and risk of cancer in the United States. IJC 2013,131,E1015.
[7] Bjelakovic G et al. Vitamin D supplementation for prevention of mortality in adults. Cochrane.Database. Syst. Rev. 2011,7:CD007470.
[8] Deutsche Gesellschaft für Ernährung et al. Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr Vitamin D. 1. Auflage, 4. korrigierter Nachdruck 2012. online: http://www.dge.de/pdf/ws/Referenzwerte-2012-Vitamin-D.pdf

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