Digitale Gesundheitskompetenz (eng. „E-Health Literacy“) umfasst die Fähigkeit, mit elektronischen Anwendungen im Gesundheitswesen umzugehen. Sie beschränkt sich längst nicht mehr auf das Vermögen, im Internet zu Erkrankungen oder Medikamenten zu recherchieren und dabei zwischen gesichertem Wissen und Falschinformationen zu unterscheiden. Digitale Gesundheitskompetenz ist auch erforderlich, um
- interaktive digitale Gesundheitsplattformen zu bedienen
- Gesundheits-Apps, Wearables und e-Assistenten zu nutzen
- mit Krankenkassen, Kliniken etc. zu kommunizieren und
- sich in Gesprächen zur bestmöglichen Prävention und Behandlung souverän austauschen zu können.
Wie die Befähigung zum angemessenen Umgang mit digitalen Gesundheitsangeboten zu trainieren ist, wird derzeit in der Forschung und in der Gesundheitspolitik intensiv diskutiert. Das Deutsche Ärzteblatt hat kürzlich aktuelle Projekte aufgelistet (1). Einige werden im Nachfolgenden vorgestellt.
Nationales Gesundheitsportal im Aufbau
Mit dem nationalen unabhängigen Gesundheitsportal soll ein zentrales Angebot erstellt werden, dass die qualitätsgesicherte Orientierung in allen Gesundheitsfragen im Internet erleichtert. Vergleichbare Portale gibt es bereits in Österreich oder Dänemark. In einem ersten Schritt wird nach den Vorstellungen des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) eine Suchmaschine etabliert, die eine breite Zielgruppe anspricht und dabei hilft, qualitätsgeprüfte, gesundheitsbezogene Informations- und Beratungsangebote zu finden und auszuwählen.
Übersetzung ärztlicher Befunde: Die Website „Was hab ich?“
Neben der Qualitätssicherung von medizinischen Informationen ist auch deren zielgruppengerechte Kommunikation eine beständige Herausforderung. Dieser Herausforderung stellt sich beispielsweise das Projekt „Was habe ich?“ digital auf eine besondere Weise. Auf der gleichnamigen Website (https://washabich.de/) können sich Patienten Arztbriefe von Medizinstudierenden und Ärzten in eine für Nichtmediziner verständliche Sprache kostenlos übersetzen lassen.
Orientierungshilfe beim Umgang mit digitalen Gesundheitsinformationsangeboten je nach Verbraucherkompetenz (OriGes)
Eine Forschergruppe vom Kölner Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) untersucht derzeit, wie die Techniken zur Suche und Bewertung von digital verfügbaren Gesundheitsinformationen besser an die heterogenen Vorkenntnisse der Nutzer angepasst werden können. Ziel ist es auch hier, eine Orientierungshilfe zu geben; insbesondere den Bürgern, denen das Lesen von Texten etwas schwerfällt.
Das EU-Projekt „Improving digital health literacy in Europe“ (IC-Health)
Im Projekt wurden unter Mitwirkung ausgewählter Zielgruppe kostenlose Online-Kurse erarbeitet, die die digitalen Gesundheitskompetenzen ihrer Absolventen trainieren und in acht europäischen Sprachen verfügbar sind. Der Projektpartner BioCon Valley aus Greifswald hat in diesem Zusammenhang einen Online-Kurs zum Training von digitalen Gesundheitskompetenzen bei gebildeten Älteren vorgelegt, der eine versierte Anleitung zum Auffinden von Internetinformationen über Herzerkrankungen beinhaltet.
Databox, die Gesundheitsplattform für mehr Datensouveränität zugunsten der Patienten
Unter der Leitung des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg ist das Projekt DataBox gestartet worden, in dem bis zu 4.000 Lungenkrebspatienten den souveränen Umgang mit ihren Behandlungsdaten erlernen. Die Betroffenen sammeln in einem virtuellen Datenraum ihre Behandlungsunterlagen aus der Bildgebung und den Erbgutanalysen. Sie bestimmen, wer welche Datensätze einsehen darf und welche Anteile für Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt werden. Den beteiligten Arztpraxen und Kliniken werden Schnittstellen zur Verfügung gestellt sowie Up- und Downloads via Web ermöglicht. Das Vorhaben wird technisch von Siemens Healthineers sowie SAP unterstützt.
Das Modell Share to Care
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein entwickelt im Rahmen des Innovationsfonds-Projekts Share to Care ein Modell, wie Ärzte, Patienten und Pflegekräfte sich gemeinsam über die bestmögliche Prävention und Behandlung abstimmen. Es enthält vier Bausteine:
- Trainings für Ärzte
- Qualifizierung von Pflegekräften
- Anleitungen von Patienten
- Onlineentscheidungshilfen für verschiedene Indikationen
Das Projekt Teens4Elderly reiht sich in die Anstrengungen um mehr digitale Gesundheitskompetenz bei Jüngeren und Älteren mit einem originären Ansatz ein.
Zum Weiterlesen
(1) H.E. Krüger-Brand (2019): Digitale Gesundheitskompetenz: Datensouveränität als Ziel. In: Deutsches Ärzteblatt, Vol. 116, Nr. 10, A-468/B-382/C-378. Online unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/205987/Digitale-Gesundheitskompetenz-Datensouveraenitaet-als-Ziel