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Die Top 10 der Primärprävention von Herz- und Gefäßerkrankungen nach amerikanischen Empfehlungen [292]

Ein gesunder Lebensstil und das lebenslange Management von Risikofaktoren bieten den bestmöglichen Schutz vor dem Herzinfarkt und dem Schlaganfall. Mehr als 80 % aller Schädigungen könnten vermieden werden, wenn das vorhandene Wissen zum Erhalt der Herzgesundheit konsequent umgesetzt werden würde (1). Das American College of Cardiology (ACC) und die American Heart Association (AHA) haben nun in einer neuen Leitlinie die verschiedenen Ansätze zur Primärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in einem Konzept zusammengefasst (2).

Ärzte und Patienten sollen künftig gemeinsam abwägen, wie die Herz- und Gefäßgesundheit, entsprechend den individuellen Lebensumständen, am besten erhalten kann. Die zehn wichtigsten forschungsbasierten Empfehlungen sind im nachfolgenden benannt.

  1. Einen lebenslangen gesunden Lebensstil bevorzugen
    Herz- und Gefäßerkrankungen lassen sich zum Großteil auf vier ungünstige Verhaltensweisen zurückführen. Dazu zählen das Rauchen, eine ungesunde Ernährung, ein erhöhter Body-Mass-Index und eine überwiegend sitzende Lebensweise. Zusätzlich kommt den zum Teil beeinflussbaren Parametern, wie zu hohe Cholesterin-, Blutdruck- und Zuckerwerte, eine große Bedeutung zu. Ein gesunder Lebensstil trägt maßgeblich dazu bei, die Risikofaktoren für den Herzinfarkt, Atherosklerose, Schlaganfall, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern günstig zu beeinflussen.
  2. Einen multidisziplinären Ansatz für die Prävention auswählen
    Die Wirksamkeit von Prävention hängt im Einzelfall entscheidend davon ab, inwieweit neben den medizinischen Risikofaktoren auch die konkreten Lebensumstände mitberücksichtigt werden. So wird die Herzgesundheit lediglich bis zu 20 % von der Gesundheitsversorgung beeinflusst, jedoch zu mehr als 70 % von den sozialökonomischen Gegebenheiten. Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen etwa haben ein deutlich höheres Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen und eine bis zu 20 Jahre geringere Lebenserwartung. Ärzte sind somit gefordert spezifische Barrieren für Gesundheitsleistungen, eingeschränkte Gesundheitskompetenzen, finanzielle Belastungen, das kulturelle Umfeld, das Bildungsniveau, Stressoren und weitere Faktoren zu bewerten und diese bei einer einvernehmlich getroffenen Entscheidung für die Prävention zu berücksichtigen.
  3. Das kardiovaskuläre Risiko als Grundlage für die Primärprävention regelmäßig abschätzen
    Personalisierte Empfehlungen für die Primärprävention setzen Berechnungen zur individuellen Gefährdung der Herz- und Gefäßerkrankungen voraus. Erwachsene zwischen 40 und 75 Jahren sollten sich daher im Rhythmus von zehn Jahren einer Einschätzung ihres atherosklerotischen kardiovaskulären Risikos unterziehen. Bei Jüngeren im Alter von 20 und 39 Jahren ist es sinnvoll, klassische Risikofaktoren alle vier bis sechs Jahre zu messen. Je nach Ergebnis sollten Erwachsene in Gruppen mit einem niedrigen (< 5 %), grenzwertigen (5 bis < 7,5 %), mittleren (≥ 7,5 bis < 20 %) oder hohem (≥20 %) 10-Jahres-Risiko eingeordnet werden, um davon ausgehend entsprechende Präventionsentscheidungen zu treffen. Dem Beginn einer Behandlung mit Medikamenten, z.B. mit Statinen, Aspirin oder Blutdrucksenkern sollte eine Risikobesprechung zwischen Arzt und Patient vorausgehen.
  4. Herzgesund essen
    Jeder sollte eine gesunde pflanzenbasierte oder mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Obst, Nüssen, Vollkorn, fettarmen pflanzlichen oder tierischen Eiweißquellen (vorzugsweise Fisch) bevorzugen sowie den Konsum von verarbeitetem (rotem) Fleisch, raffinierten Kohlenhydraten, zu viel Salz und gesüßten Getränken minimieren. Zudem sollten gesättigte Fettsäuren durch mehrfach und einfach ungesättigte Fettsäuren ersetzt und Transfettsäuren vermieden werden. Stark übergewichtigen Erwachsenen wird eine Ernährungs- und Lebensstilberatung zur Gewichtsreduktion empfohlen. Dabei sollten insbesondere psychosoziale Stressoren und das Schlafverhalten erörtert werden. Schon die Reduktion des Körpergewichts um 5 bis 10 % kann das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten signifikant verringern.
  5. Regelmäßige körperliche Aktivität
    Erwachsene sollten wöchentlich mindestens 150 Minuten lang einer körperlichen Aktivität von mittlerer Intensität oder 75 Minuten lang mit hoher Intensität nachgehen. Auch moderate Bewegungseinheiten im Alltag sind von Vorteil.
  6. Lebensstiländerungen bei Typ-2-Diabetikern umsetzen
    Es reicht nicht aus, lediglich den Blutzuckerspiegel zu senken, um das kardiovaskuläre Risiko bei Typ-2-Diabetikern zu reduzieren. Um die Herzgesundheit zu erhalten, sind vor allem Ernährungsgewohnheiten und körperliche Aktivität zu verbessern. Gleichzeitig sollte eine Regulation des Körpergewichts und der Cholesterin- und Blutdruckwerte erfolgen.
  7. Aktives und passives Rauchen sowie Dampfen einschränken bzw. gänzlich vermeiden
    Jeder dritte Todesfall infolge von Herz- und Gefäßerkrankungen wird auf den Tabakkonsum zurückgeführt. Daher ist jede Anstrengung zum Verzicht auf das Rauchen oder Dampfen individuell zu unterstützen. So sollte bei jedem Arztbesuch das Raucherverhalten erfragt und gegeben falls eine Verhaltenstherapie in Betracht gezogen werden.
  8. Aspirin differenziert einsetzen
    Aspirin sollte bei der routinemäßigen primären Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen differenzierter eingesetzt werden. Zudem sollte die Verwendung auf Erwachsene beschränkt sein, die das höchste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein sehr geringes Blutungsrisiko aufweisen.
  9. Statine als First-Line-Behandlung einsetzen
    Ausgehend von der neuesten ACC/ AHA-Richtlinie für das Cholesterin werden Statine regulär zur Primärprävention von Herz- und Gefäßerkrankungen empfohlen. Sie werden insbesondere bei 20-75 jährigen Erwachsenen mit erhöhten LDL-Cholesterinwerten  (mindestens 190 mg/dl) ohne Risikoberechnung, ab 75 Jahren mit Risikoabschätzung, bei Typ-2-Diabetikern sowie bei allen, die eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall ausweisen, eingesetzt.
  10. Lebensstiländerungen zur Vermeidung von Bluthochdruck
    Die Basis des Blutdruckmanagements sollten nicht die blutdrucksenkenden Medikamente, sondern entsprechende Lebensstiländerungen sein. Empfehlungen liefert die ACC/ AHA Blutdruck-Leitlinie aus dem Jahr 2017. Beim Einsatz von Blutdrucksenkern sollten Zielwerte von unter 130/80 mmHg gelten.

Zum Weiterlesen

(1) World Health Organization (2020): Cardiovascular Diseases. Data and statistics. Online unter http://www.euro.who.int/en/health-topics/noncommunicable-diseases/cardiovascular-diseases/data-and-statistics

(2) D.K. Arnett et al. (2019) : ACC/AHA Guideline on the Primary Prevention of Cardiovascular Disease: A Report of the American College of Cardiology/American Heart Association Task Force on Clinical Practice Guidelines. In: Circulation. Online unter https://doi.org/10.1161/CIR.0000000000000678

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