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Die Omega-3-Fettsäure EPA schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall – Ausnahmeergebnisse der REDUCE-IT-Studie [259]

Wissenschaftler von der Harvard Medical School in Boston konnten kürzlich überraschend belegen, dass eine hochdosierte Gabe der langkettigen Omega-3-Fettsäure Eicosanopentaensäure (EPA) nicht nur den Spiegel an Blutfetten von Hochrisikopatienten signifikant senken, sondern auch die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall und einen Tod durch kardiovaskuläre Ereignisse um bis zu einem Viertel verringern kann.

Diese äußerst vielversprechenden Ergebnisse wurden im Rahmen der Reduction of Cardiovascular Events with Icosapent Ethyl-Intervention (REDUCE-IT) -Studie erzielt. Sie erschienen kürzlich im New England Journal of Medicine und wurden auf der Jahrestagung der American Heart Association in Chicago als ein herausragender Meilenstein in der kardiovaskulären Prävention gewürdigt (1).


Wissenschaftliche Details

Statine schreiben eine beeindruckende Erfolgsgeschichte in der Herz-Kreislaufprävention. Doch selbst ihr Einsatz kann bislang nicht verhindern, dass ein Restrisiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bestehen bleibt. Der trotz einer optimalen Statinbehandlung oft noch viel zu hohe Triglyceridspiegel bei Hochrisikopatienten ist ein maßgeblicher Anhaltspunkt hierfür. Auf der angestrengten, weltweiten Suche nach geeigneten Behandlungsoptionen, die eine Statintherapie ergänzen können, ist jetzt möglicherweise ein Durchbruch erzielt worden.

Vascepa®, ein vom Unternehmen Amarin entwickeltes Präparat aus hochdosierter Eicosapentaensäure (EPA), hat überraschend das Risiko für die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität um ein Viertel verringern können. Der Nachweis erfolgte im Rahmen der randomisierten, Placebo-kontrollierten Reduction of Cardiovascular Events with Icosapent Ethyl-Intervention (REDUCE-IT) -Studie an der Harvard Medical School. Er ist im New England Journal of Medicine publiziert (1).

Die REDUCE-IT Studie berücksichtigte 8.179 Männer und Frauen im Alter von über 45 Jahren. Drei Viertel von ihnen waren von einer schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankung betroffen, die übrigen waren an Typ 2-Diabetes erkrankt oder wiesen andere kardiovaskuläre Risikofaktoren auf. Alle erhielten eine angemessene Statinbehandlung für einen mittleren LDL-Cholesterinspiegel und litten dennoch an einer Hypertriglyzeridämie (Das Einschlusskriterium für die Studie lag zunächst bei einem Nüchternwert von 135 bis 499 mg/dl, später erst ab 150 bzw. 200 mg/dl).

Aufgeteilt auf zwei Gruppen, erhielten die Patienten entweder zweimal täglich Kapseln Vascepa® mit zwei Gramm Icosapent Ethyl oder ein ölhaltiges Placebo. Während der fast 5-jährigen Behandlungsdauer sind bei 17,2 % der Interventions-Gruppenmitglieder der kardiovaskulär verursachte Tod, der nichttödliche Herzinfarkt und Schlaganfall sowie die Angina aufgetreten. Im Vergleich dazu kamen diese schweren Ereignisse in der Placebo-Gruppe mit 22 % wesentlich häufiger vor. Die hochdosierte Gabe von EPA hatte primär eine signifikante Reduktion des kardiovaskulären Risikos um 25 % bewirkt, einschließlich einer Verringerung der Todesfälle aufgrund kardiovaskulärer Ursachen um 20 %, einer Reduktion der Herzinfarkte um 31 % und einer Verminderung der Schlaganfälle um 28 %. Allerdings waren diese Vorteile auch von Nebenwirkungen begleitet. So kam es mit Vascepa® zu einem leichten Anstieg der Krankenhauseinweisungen wegen Vorhofflimmerns und geringfügig häufiger zu schweren Blutungen.

Die Ergebnisse der REDUCE-IT Studie werden derzeit als der möglicherweise größte Erfolg in der kardiovaskulären Prävention seit der Entwicklung der Statine diskutiert, so auch das Credo auf der Jahrestagung der American Heart Association in Chicago (2). Vascepa® gilt unter anderem als eine Ausnahme, weil parallel durchgeführte Untersuchungen, wie etwa in der ASCEND-, ORIGIN- oder auch in der VITAL-Studie, keine herzschützenden Effekte von Omega-3-Fettsäuren belegen konnten (3). Anders als bei REDUCE-IT wurde dort die Eicosapentaensäure (EPA) in wesentlich geringer Dosierung und nicht in reiner Form sondern in Kombination mit der Docosahexaensäure (DHA) eingesetzt.


Zum Weiterlesen

(1) D.L. Bhatt et al. (2018): Cardiovascular Risk Reduction with Icosapent Ethyl for Hypertriglyceridemia. In: The New England Journal of Medicine. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1812792 sowie die Präsentation, online unter https://professional.heart.org/idc/groups/ahamah-public/@wcm/@sop/@scon/documents/downloadable/ucm_502890.pdf

(2) S. Böhm, S. Hughes (2018): REDUCE-IT Studie: Beginnt mit hochdosiertem EPA „eine neue Ära“ in der kardiovaskulären Prävention? Online unter https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4907428

(3) The ORIGIN Trial Investigators (2012): n–3 Fatty Acids and Cardiovascular Outcomes in Patients with Dysglycemia. In: The New England Journal of Medicine, Vol. 367, S. 309-318. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1203859

(4) J.E. Manson et al. (2018): Marine n−3 Fatty Acids and Prevention of Cardiovascular Disease and Cancer. In: The New England Journal of Medicine. Online unter https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1811403

 

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