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Der Abdruck von Rauchen, Alkohol, körperlicher und sozialer Aktivität im Gehirn [289]

Der persönliche Lebensstil hinterlässt Spuren im Gehirn. Während einige Gewohnheiten wie Rauchen oder ein übermäßiger Alkoholkonsum die Hirnalterung beschleunigen, können andere wie etwa ein gesundes Maß an körperlicher und sozialer Aktivität davor schützen. Jülicher Neurobiologen haben jetzt im Journal Nature Communications anhand von Kernspinbildern dargestellt, auf welche Weise die Lebensführung das Hirn von 549 Älteren anatomisch und funktionell verändert hat. Alkoholkonsum, körperliche Aktivität und soziale Interaktionen wirkten sich vor allem auf die Hirnstruktur aus, während das Raucherverhalten insbesondere die Vernetzung von räumlich getrennten Hirnregionen und damit deren Auslastung vergrößerte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass alle vier Faktoren die Fähigkeit des Gehirns, zusätzliche Kapazitäten zu aktivieren, um Alterungsprozesse zu kompensieren, beeinflussen können und sich dabei überlagern.


Wissenschaftliche Details

Veränderungen in der Hirnsubstanz und in der Verschaltung verschiedener Hirnregionen gelten als Marker für die Hirnalterung. Der Lebensstil kann dazu beitragen, diese Alterungsprozesse zu verzögern oder zu beschleunigen. Neurobiologen aus Jülich, Düsseldorf, Essen und Basel haben jetzt anhand von Kernspinaufnahmen dokumentiert, wie sich das Zusammenspiel von Rauchen und Alkoholkonsum sowie von körperlicher Aktivität und sozialer Integration auf die Hirnentwicklung bei 248 Frauen und 301 Männern im Alter von 55 bis 85 Jahren auswirkten. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal Nature Communication publiziert (1).

Der Abgleich zwischen Bildgebung und Daten aus der Lebensführung zeigte, das alle vier untersuchten Faktoren die Struktur und die Funktionsweise der Gehirne direkt veränderten, wobei sich die Effekte überlagerten. Sozial und sportlich aktive Studienteilnehmer etwa verzeichneten einen durchweg geringeren Verlust an grauer Hirnsubstanz im Vergleich zu inaktiveren Probanden. Ebenso ging ein geringerer Alkoholkonsum mit einem verzögerten Abbau von Nervenzellen einher.

Erwartungsgemäß hatte das Rauchverhalten den größten Einfluss auf die Hirnalterung. Doch trug der Tabakkonsum nicht vorzugsweise zum Verlust von Hirnsubstanz bei, sondern erhöhte vor allem die funktionelle Konnektivität, also die Verschaltung von räumlich auseinander liegenden Nervenzellen. Selbst bei einem ruhenden Hirn war die Interaktion zwischen Hirnregionen bei Rauchern ausgeprägter als bei den Nichtrauchern. Rauchen, resümierten die Neurowissenschaftler, binde also Kapazitäten, die ansonsten dem Gehirn als Reserve zur Verfügung stehen, um die Folgen von Alterung oder einer Krankheitslast ohne Beeinträchtigungen zu kompensieren.

Nach dem Vorbild der klassischen Risiko-Scores, zu denen auch die PROCAM-Tests gehören und die von der PROCAM-Forschung entscheidend mit beeinflusst wurden, unterschieden die Wissenschaftler zwischen Komponenten einer hirnschützenden und einer hirnschädigenden Lebensführung bei Älteren (2).


Zum Weiterlesen

(1) N. Bittner et al. (2019): Combining lifestyle risks to disentangle brain structure and functional connectivity differences in older adults. In: Nature Communications, Vol. 10, Nr. 621. Online unter https://www.nature.com/articles/s41467-019-08500-x

(2) Assmann-Stiftung für Prävention (2019): Meilensteine der PROCAM-Studie. Online unter https://www.assmann-stiftung.de/meilensteine.

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