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Das Risiko für den plötzlichen Herztod bleibt bei Männern lebenslang um ein Vielfaches höher als bei Frauen [128]

Der plötzliche Herztod tritt unerwartet ein und meist geht diesem abrupten Lebensende keine erkennbare Herz-Kreislauferkrankung voraus. Männer sind davon viel häufiger betroffen als Frauen. So ist in den USA einer von neun Männern zwischen dem 45. und dem 75. Lebensjahr gefährdet, am plötzlichen Herzversagen zu sterben und im Vergleich dazu nur eine von dreißig Frauen. Stoffwechselbelastende Faktoren wie ein zu hoher Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte, ein Typ-2 Diabetes oder auch Rauchen erhöhen ebenso wie eine familiär bedingte Veranlagung die  Wahrscheinlichkeit, auch bei ansonsten guter körperlicher Verfassung  einen tödlich verlaufenden Herzstillstand zu erleiden.
Amerikanische Wissenschaftler haben jetzt erstmals eine Risikoabschätzung für den plötzlichen Herztod für die gesamte zweite Lebenshälfte vorgenommen, die damit über den üblichen Prognosezeitraum von zehn Jahren hinausreicht. Sie identifizierten dabei Bluthochdruck als den maßgeblichen Indikator, der auf das Risiko für den plötzlichen Herztod lebenslang hinweisen kann – bei Männern rund fünfmal häufiger als bei Frauen.


Wissenschaftliche Details

Der plötzliche Herztod gehört neben dem Herzinfarkt und Krebs in Westeuropa und den USA zu den häufigsten Todesursachen. Und obgleich das Leistungsspektrum der Herzmedizin ständig erweitert wird, bleibt die Überlebensrate nach dem Herzstillstand sehr niedrig. Noch immer übersteht nicht einmal jeder Zehnte das akute Herzversagen (1). Dementsprechend sind die Erwartungen an lebensrettender Prävention sehr hoch. Doch Risikoabschätzungen gestalten sich schwierig, auch, weil der plötzliche Herztod unerwartet eintritt und sich nur selten durch vorausgehende, schwerwiegende Herz-Kreislauferkrankungen ankündigt. Wissenschaftler von der Feinberg School of Medicine in Chicago haben jetzt die medizinrelevante Vorgeschichte von 375 Erwachsenen aus der Framingham-Studiengruppe, die eines plötzlichen Herztodes gestorben sind, über Jahrzehnte zurück verfolgt (2).  Sie konzentrierten sich dabei insbesondere auf den Einfluss von vier Faktoren, die in der Framingham-Forschung mit dem Risiko für den plötzlichen Herztod in Verbindung gebracht werden:

  • Bluthochdruck
  • zu hohe Cholesterinwerte
  • Typ-2-Diabetes und
  • das Raucherverhalten.

Im Ergebnis gelang eine Prognose zur Gefährdung für den plötzlichen Herztod in der zweiten Lebenshälfte mit Hochrechnungen für das 45., 55., 65. und das 75. Lebensjahr und damit erstmals eine Vorhersage über den gängigen 10 Jahreszeitraum hinaus: Das Risiko, am plötzlichen Herzstillstand zu versterben, bleibt bei Männern lebenslang höher als bei Frauen. Jeder neunte Mann und im Vergleich dazu lediglich jede 30. Frau ab den 45. Lebensjahr war herztodgefährdet. Das Risiko für den plötzlichen Herztod lag um das 55. Lebensjahr bei Männern und bei Frauen am höchsten, fiel für letztgenannte jedoch dreimal geringer aus. Inmitten der untersuchten Risikofaktoren war der Bluthochdruck der zuverlässigste Indikator für den plötzlichen Herztod (siehe Abbildung). Auch Bluthochdruck in Kombination mit Rauchen, Typ-2-Diabetes und zu hohen Gesamtcholesterinwerten wies auf eine erhöhte Gefahr für den plötzlichen Herztod hin. Schon ein einziger Risikofaktor vergrößerte das Lebenszeitrisiko spürbar. Und mit jedem zusätzlichen Risikofaktor nahm die Gefahr, am plötzlichen Herztod zu versterben, zu.

Lifetime risk for SCD

Angesichts der hohen Gefährdung durch den plötzlichen Herztod in den mittleren Lebensjahren engagieren sich die Wissenschaftler nachdrücklich dafür, dem Screening von Risikofaktoren als ein Ansatzpunkt für Prävention mehr gesundheitspolitische Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Statistiken zur Gefährdung durch Darmkrebs dienen als Vergleichspunkt. Mit einem Risikowert von 1: 21 fällt das lebenslange Darmkrebsrisiko im Vergleich zum Lebenszeitrisikowert für den plötzlichen Herztod (1:9 bei Männern) in den USA rund zweieinhalbmal niedriger aus (4). Zwar wird flächendeckendes Darmkrebsscreening angeboten, der Prävention des plötzlichen Herztodes jedoch noch viel zu wenig gesetzlich verankerte Beachtung geschenkt.


Zum Weiterlesen

(1) E. Marijon et al. (2016): Warning Symptoms Are Associated With Survival From Sudden Cardiac Arrest. In: Annals of Internal Medicine, Vol. 164, Nr. 1, S. 23-29. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5624713/

(2) B.M. Bogle et al. (2016): Lifetime Risk for Sudden Cardiac Death in the Community. In: Journal of the American Heart Association, 5e002398. Online unter http://jaha.ahajournals.org/content/5/7/e002398.full.pdf

(3) American Heart Association (2016): Men may face high lifetime risk of sudden cardiac death. Rapid Access Journal Report. Online unter http://newsroom.heart.org/news/men-may-face-high-lifetime-risk-of-sudden-cardiac-death

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