fbpx

Das präventive Potential im Herkunftsland kann die Überlebensraten bei Krebs und bei Herzinfarkt vergrößern [66]

In Europa überleben immer mehr Menschen die Krebsdiagnose um mindestens fünf Jahre.

Doch diese optimistische Prognose trifft nicht für jede Region in gleichem Maße zu.

EUROCARE-5, die größte europäische retrospektive Beobachtungstudie zum Überleben nach Krebs, gibt differenziert Auskunft zu Überlebensraten von rund 8,6 Millionen Krebspatienten aus 29 europäischen Ländern; 750.000 kommen davon aus Deutschland.

Der aktuelle Studienbericht wertet Daten von Patienten aus, die zwischen 2000 und 2007 die Diagnose Krebs erhielten bzw. bis zum Jahr 2008 an Krebs verstarben (1). Er zeigt eindrucksvoll, wie die Überlebenschancen insbesondere auch vom Herkunftsland der Patienten abhängen können. So sterben Menschen aus osteuropäischen Staaten wie Bulgarien, der Slowakei, Polen und dem Baltikum bis um das Dreifache rascher an ihren Krebserkrankungen als Bürger aus Nord-, Mittel- und Südeuropa. In Deutschland sind die Chancen, die Krebsdiagnose um fünf Jahre und mehr zu überleben, für fast alle Tumorarten am größten und dies im Vergleich sowohl zu den Werten aus anderen wirtschaftlich starken EU – Ländern und als auch zum europäischen Durchschnitt (2).

Unterschiede gibt es auch in den Überlebensraten bei spezifischen Tumordiagnosen.

Bei Brust-, Prostata-, Schilddrüsen und Hodenkrebs, Melanomen und Hodkin-Lymphomen überleben mehr als 80 % der Patienten die Diagnose im Fünfjahreszeitraum. Doch nur weniger als 15 % sind mit Lungen-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben. Am stärksten verbessert haben sich die Überlebenschancen bei Enddarmkrebs und für non-Hodkin-Lymphome.

Die regional unterschiedlichen Überlebenschancen werden auf Verbesserungen in der Krebsvorsorge und in der Krebsbehandlung gleichermaßen zurückgeführt. Sie sind zugleich ein Indiz für die Leistungsfähigkeit und das präventive Entwicklungspotential der Gesundheitssysteme einzelner Länder.

Die relativ hohe Sterblichkeit in osteuropäischen Ländern, z.B. bei Lymphomen, führen die Wissenschaftler vorzugsweise auf eine Unterversorgung von Medikamenten und anderen therapeutischen Mitteln zurück.  Anders die Interpretation der Abweichungen vom europäischen Durchschnitt in den Überlebensraten in wirtschaftlich starken Ländern. So wird die relativ geringe Chance, Magenkrebs in Großbritannien (17 %) und in Dänemark (16 %) mehr als fünf Jahre zu überleben, im Wesentlichen begründet mit zu späten Diagnosen und noch unzureichenden Screenings. Im Vergleich dazu, in Deutschland überleben 31 % der Patienten fünf Jahre nach der Magenkrebsdiagnose.

Zur Begründung für die regional unterschiedlichen Überlebenschancen werden ebenso auch sozioökonomische Bedingungen und Lebenstilfaktoren wie Rauchen und Übergewicht benannt.

Eine den regionalen Gegebenheiten angepasste Intensivierung der Früherkennung und die Verbesserung der Versorgungsstrukturen stehen ebenso im Mittelpunkt der Suche nach Wegen und Reserven, um die Überlebensdauer nach Herzinfarkten weiter zu verbessern.

Der Deutsche Herzbericht 2013 etwa enthält eine zunehmend günstige Prognose über Überlebensraten nach dem akuten Herzinfarkt (3). Die Sterblichkeit in Deutschland sei zwischen den Jahren 2000 und 2010 bei Männern um 15,8 % und bei Frauen um 18,4  % gesunken. Mit Ausnahme von Berlin sterben Einwohner in ostdeutschen Bundesländern rund doppelt so schnell als die in westdeutschen Bundesländern beheimateten. Neben der Versorgungsdichte mit einem Netz an Kardiologen sieht der Deutsche Herzbericht gerade in einem verbesserten Gesundheitsbewusstsein Chancen, die Ungleichheiten zu überwinden (4).

Die Statistiken von EUROCARE-5 und vom Deutschen Herzbericht enthalten so in gleicher Weise Wegweiser, wie mit Hilfe einer Präventionsstrategie Leben gerettet werden kann.

 

Zum Weiterlesen:

 

(1)   Roberta De Angelis et al.: Cancer survival in Europa in the first decade of the 21st century : results of the EUROCARE-5 study : In. The Lancet Oncology 2013, doi:10.1016/S1470-2045(13)70546-1

(2)   Ausgewählte Angaben aus (1):
Patienten mit Hodenkrebs (88,6%) und Schilddrüsenkrebs (86,5%) haben europaweit die besten Heilungschancen, die mit Bauchspeichedrüsenkrebs die Geringsten (ca. 7 %).
Die Fünf-Jahres-Überlebensraten für Deutschland im Vergleich zum europäischen Durchschnitt (in Klammern) sind für einzelne Tumorarten wie folgt in Prozent beschrieben:
Prostatakrebs 89,4 (83,3)
Hautkrebs 89,4 (83,2)
Brustkrebs 83,6 (81,8)
Nierenkarzinom 70,2 (60,8)
Darmkrebs 62,2 (57,0)
Rektumkarzinom 60,2 (55,8)
Magenkrebs 31,3 (25,1)
Lungenkrebs 15,8 (13)

(3)   Deutscher Herzbericht 2013 über: www.herzstiftung.de/herzbericht

(4)   Kommentar der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz-Kreislaufforschung e.V.  zum Herzbericht 2013: http://dgk.org/pressemitteilungen/neuer-deutscher-herzbericht-herzmedizin-fortschritte-sterblichkeit-nimmt-weiter-ab-immer-bessere-versorgung/

 

 

 

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen