Dass die Suche nach einfachen, erprobten und auch realistischen Strategien zur nachhaltigen Verbesserung der Welt nicht nur ein Gedankenspiel mit präventiven Optionen ist, beweist auch die derzeitige Diskussion um die Zukunft der Millennium-Entwicklungsziele (MDGs). 191 UN – Mitgliedsstatten hatten sich im Jahr 2001 verpflichtet, in ihrer Politik bis 2015 folgende acht Themen primär zu berücksichtigen: Beseitigung von extremer Armut und Hunger, Grundschulausbildung für alle, die Förderung der Gleichstellung für Frauen, Senkung der Kindersterblichkeit, Verbesserung der Müttergesundheit, Bekämpfung von AIDS und Malaria, Gewährleistung einer nachhaltigen Umwelt und die Schaffung einer globalen Partnerschaft im Dienst der Entwicklung.
Die derzeitige Prüfung und Überarbeitung dieser Millenniums-Ziele ist mit einer der wichtigen Weichenstellung für die Entwicklungspolitik seit der Jahrtausendwende verbunden. Erste Ergebnisse dieses Prozesses, der in eine post-2015 Entwicklungsagenda mündet, hat die Offene Arbeitsgruppe für nachhaltige Entwicklungsziele der UN im Juli 2014 vorgelegt. Aus den als 1.400 eingereichten Konzepten werden nunmehr für das Abschlussdokument der UN – Kommission 17 Schwerpunkte inklusive 169 Teilaspekte ausgewählt, die die internationale Entwicklungshilfe im Zeitraum von 2015 – 2030 vorrangig berücksichtigen soll (1). Im kommenden Jahr werden noch einmal Prioritäten gesetzt, um eine Agenda mit nachhaltigen Vorschlägen zur Lösung globaler Probleme zu schaffen und um gleichgleichzeitig eine Richtschnur für Ausgaben im Entwicklungshilfebudget in Höhe von zwei Billionen Euro vorzulegen zu können.
Die Copenhagen Consensus – Gruppe hat ein wissenschaftliches Gutachten zum Entwurf des Maßnahmekataloges der UN vorgelegt, in dem die ausgewählten Ziele für die künftige Entwicklungspolitik nach fünf wohlfahrtsökonomischen Kriterien bewertet sind (2). Ob und wie es gelingt, mit dem Einsatz begrenzter finanzieller Ressourcen einen größtmöglichen Nutzeneffekt zu erzielen, gilt dabei als Maßstab jeder Idee (3).
Auf der Skala ist das Prädikat Hervorragend vergeben, wenn der zu erwartende Nutzen des Zieles mehr als 15 Mal höher ausfällt als die Kosten, Gut – wenn der Nutzen 5 bis 15-mal höher als die Kosten sein soll und Fair – wenn der Nutzen 1 bis 5-mal höher als die Kosten sein könnte. Maßnahmen, bei denen die Kosten die Vorteile übersteigen, sind mit dem Prädikat Schlecht gekennzeichnet und als Unmöglich gilt, wenn nicht genügend Kenntnisse über die politischen Optionen des Vorhabens bekannt sind. Im Katalog der UN überwiegt letzteres. So wird z.B. auch das angestrebte Ziel, bis zum Jahr 2030 die Lebenserwartung in Gesundheit für alle wesentlich zu erhöhen, als unmöglich gekennzeichnet.
Als Hervorragend markiert sind vor allem auch Ziele in der Gesundheitspolitik, etwa das Vorhaben, die Zahl der Malariatodesfälle bis 2030 um 95 % und Tuberkulosetodesfälle auf 4/100.000 zu reduzieren, weil diese Aufgaben einfach, kostengünstig und erprobt zu lösen sind. Ebenso vielversprechend scheint die Reduktion vermeidbarer, vorzeitiger Todesfälle durch die weitere präventive Einschränkung des Tabakkonsums. Die Minderung der HIV – Todesrate auf 3/100.000 bis zum Jahr 20130 erhält lediglich das Prädikat Fair, da die Behandlung langwierig und kostenintensiv bleibt. Mit Fair ist auch das Ziel bewertet, die Zahl der an den Folgen der Luftverschmutzung Sterbenden zu senken. Hilfreich dafür sei nicht die angestrebte Verdopplung des Anteils erneuerbarer Energien, da die Maßnahmen bislang zu teuer sind und nur eine relativ geringe Menge an Kohlendioxid einsparen hilft. Energie solle dagegen für ärmere Bevölkerungsschichten direkter als bislang zugänglich sein, auch um Krankheiten zu vermeiden.
Wenn auch das Kosten – Nutzen – Raster nicht das einzige Bewertungskriterium für Ausgaben in der Entwicklungshilfe sein kann, hilft es dennoch, präventiv eklatante Fehlinvestitionen zu vermeiden – auch auf dem Gebiet der internationalen Gesundheitsvorsorge. Die Wirksamkeit Medizinischer Prävention in naher Zukunft wird auch davon abhängen, welche Priorität die UN der Gesundheitsvorsorge in der post2015 Ära weltweit beimisst.
Zum Weiterlesen:
(1) Outcome Document – Open Working Group on Sustainable Development Goals. Abrufbar über: http://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/4523zerodraft.pdf
(2) Proposed Goals and Targets on Sustainable Development for the Post2015 Development Agenda. Abrufbar über: http://www.copenhagenconsensus.com/publication/preliminary-benefit-cost-assessment-12th-session-owg-goals
(3) Das Copenhagen Consensus Projekt in der Selbstdarstellung vgl: http://www.copenhagenconsensus.com/ und die Einführung zum Konzept des Projektes von der Assmann – Stiftung für Prävention: Intelligente Investitionen in die Gesundheitsvorsorge Zum Konzept des Copenhagen Consensus Projektes. Abrufbar unter dem link: https://www.assmann-stiftung.de/intelligente-investitionen-die-gesundheitsvorsorge-68/