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Chronische Erkrankungen als Krebsrisiko [215]

Liegen verschiedene Risikoparameter für häufige, chronische Erkrankungen vor, so weisen diese ebenso auf ein erhöhtes Krebsrisiko hin. Die Parameter für Herz- und Gefäßerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und Gicht-Arthritis sowie für Lungenleiden und Diabetes wirken sich auf das Auftreten und den Verlauf von Tumorerkrankungen ähnlich lebensverkürzend aus, wie die Folgen von Rauchen, Bewegungsmangel und Fehlernährung zusammengenommen. Körperliche Aktivität hingegen war mit einer fast 40 %-igen Reduktion des Krebsrisikos, welches auf chronische Erkrankungen zurückgeführt werden kann, assoziiert.


Wissenschaftliche Details

Chronische Erkrankungen und das Vorliegen vieler Risikofaktoren für chronische Erkrankungen sind mit einem hohen Krebsrisiko und einem erhöhten Mortalitätsrisiko durch Krebs verbunden. Forscher für eine Kohorte aus Taiwan Scores, die das Ausmaß vorliegender Risikoparameter für die untersuchten chronischen Erkrankungen abbilden sollten. Hohe Scores waren mit einem substantiellen Verlust von Lebenszeit assoziiert. Bluthochdruck, ein niedriges Gesamtcholesterin, eine erhöhte Herzfrequenz, Nierenleiden (Proteinurie, verminderte glomeruläre Filtrationsrate), ungünstige Harnsäurewerte sowie Diabetes und Lungenerkrankungen konnten in der Studie gemeinsam für ein Fünftel der Krebserkrankungen und für mehr als ein Drittel der Krebssterbefälle in der Studienpopulation mitverantwortlich gemacht werden. Der Einfluss chronischer Erkrankungen auf das Krebsrisiko sei bislang unterschätzt worden, so das Résumé des Wissenschaftlerteams vom MD Anderson Krebszentrum der Texas Universität in Houston. Die Marker für chronische Erkrankungen beeinträchtigten das Erkrankungs- sowie Mortalitätsrisiko für Krebs um bis zu 40 % und wirkten somit in ähnlichem Maße lebensverkürzend wie ungesunde Lebensstilfaktoren (Rauchen, unzureichende Obst- und Gemüsezufuhr, geringe körperlicher Aktivität, Alkoholkonsum, nicht-idealer BMI).

Die prospektive Kohortenstudie liefert Daten aus einem Beobachtungszeitraum von durchschnittlich circa 9 Jahren von über 400.000 Probanden. Diese füllten zu Studienbeginn einen Fragebogen zur eigenen Krankengeschichte, Lebensstil und demographischen Informationen aus, zudem unterzogen sich die Studienteilnehmer einer Reihe medizinischer Tests, dessen Daten Grundlage der Studie waren. Rund 45 % der Studienteilnehmer erschienen im Studienverlauf zu einer zweiten Untersuchung.

Neben einer möglichen Verbindung zwischen Krebs- und chronischen Erkrankungen untersuchten die Autoren zusätzlich den Einfluss einer regelmäßigen, körperlichen Aktivität auf das Krebsrisiko und die Krebsmortalität. Hierzu unterteilten sie die Angaben zur Bewegung der Probanden hinsichtlich ihrer Intensität in fünf Kategorien und beobachteten eine Senkung des Risikos, aufgrund von chronischen Erkrankungen an Krebs zu erkranken, durch sportliche Aktivität um bis zu 40 %.

Da Beobachtungsstudien keine kausalen Zusammenhänge belegen können, sind weitere Forschungsprojekte nötig, die die Ergebnisse verifizieren, kausale Zusammenhänge bestätigen und eine Verallgemeinerung der Erkenntnisse auf weitere Populationen ermöglichen. Ein Ansatz zur Prävention von Krebserkrankungen und -mortalität, welche durch das Vorliegen anderer, chronischer Erkrankungen mitverursacht werden, bietet regelmäßige, körperliche Aktivität. Es gilt nun, diesen und weitere Ansätze im Hinblick auf ihr Potential zur Vorbeugung chronischer Erkrankungen genauer zu untersuchen und Möglichkeiten zur praktischen Umsetzbarkeit durch konkrete Handlungsempfehlungen zu evaluieren.


Zum Weiterlesen

(1) H. Tu et al. (2018): Cancer risk associated with chronic diseases and disease markers: prospective cohort study. In: British Medical Journal, Vol. 360, k134. Online unter https://www.bmj.com/content/360/bmj.k134.

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