Ein neuer Bluttest soll dabei helfen, das Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre zu versterben, schneller und genauer abschätzen zu können als bislang. Das neue Prognosemodell setzt sich aus 14 Biomarkern zusammen, die alle unabhängig voneinander mit dem allgemeinen Sterblichkeitsrisiko verbunden sind und im Blut bestimmt werden können. Einbezogen werden zum Beispiel Informationen über Lipidpartikel, Fettsäuren und der Nüchtern-Glukosespiegel. Der daraus errechnete Score erlaubt Rückschlüsse auf das allgemeine Sterblichkeitsrisiko, nicht aber auf die Wahrscheinlichkeit, an einer spezifischen Erkrankung zu versterben. Er kann bei Frauen und Männer ab 18 Jahren eingesetzt werden. Dies berichteten jetzt europäische Wissenschaftler im Journal Nature Communcation (1).
Wissenschaftliche Details
Hochrechnungen zur längerfristigen Sterblichkeit bilden eine wesentliche Grundlage für Entscheidungen in der Prävention und der Therapie von Erkrankungen. Jedoch ist sich die Wissenschaft über maßgebliche Faktoren für eine über 5 bis 10 Jahre hinweg reichende Vorhersage längst noch einig. Ein Grund hierfür liegt unter anderem in der Veränderung von Stoffwechselprozessen im Alter. So zeigen Studien, dass sich klassische Risikofaktoren wie beispielsweise der systolische Blutdruck und das Gesamtcholesterin bei über 85-Jährigen anders auf das Sterblichkeitsrisiko auswirken als im mittleren Lebensalter.
Wissenschaftler des Max-Planck-Institutes für Altersforschung in Köln, den Niederlanden, Finnland und Estland haben jetzt eine Metabolomics-Plattform auf Basis von 12 Kohortenstudien genutzt, um nach weiteren robusten Stoffwechselparametern für die Langzeitsterblichkeit zu suchen. Sie identifizierten dabei im Blutkreislauf von 44.000 Frauen und Männern im Alter von 18 bis 109 Jahren 14 Biomarker, die unabhängig voneinander auf das Sterblichkeitsrisiko innerhalb von fünf bzw. zehn Jahren hinwiesen (2). Einbezogen wurden unter anderem die Größe, der mittlere Durchmesser und die Dichte von Lipidpartikeln, das Verhältnis von mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu den Gesamtfettsäuren und die Konzentrationen der Aminosäuren Histidin, Leucin, Valin und Albumin, die bei höheren Werten mit einer verringerten allgemeinen Sterblichkeit assoziiert waren. Eine höhere Konzentration der Nüchternglukose, von Lactat, Isoleucin, Phenylalanin, Acetoacetat und Glycoproteinacetyl (GlycA) schlug sich hingegen in einer erhöhten allgemeinen Mortalität nieder.
Jede zusätzliche Einheit auf der Biomarker-Skala wies auf ein um mehr als 2,5-fach erhöhtes allgemeines Sterberisiko hin, wobei die Assoziationen bei Frauen und Männern und in verschiedenen Altersstufen ähnlich ausfielen. Die Genauigkeit der Prognose, innerhalb der nächsten fünf- oder zehn Jahre zu versterben, wurde anhand der Daten aus der FINRISK 1997-Studie überprüft. Dabei schnitt das Modell besser ab als herkömmliche Risikoscores. Die Wissenschaftler regen an, den neuen Score zur Vorhersage der Sterblichkeit zunächst in klinischen Studien einzusetzen.
Zum Weiterlesen
(1) J. Deelen et al. (2019): A metabolic profile of all-cause mortality risk identified in an observational study of 44,168 individuals. In: Nature Communications, Vol. 10, Nr. 3346. Online unter https://www.nature.com/articles/s41467-019-11311-9
(2) Vgl. die Tabelle 3, ebenda. Online unter https://www.nature.com/articles/s41467-019-11311-9/tables/3