Bildung schützt vor Erkrankungen und vor frühem Tod. Einen eindrucksvollen Beleg für diese einfache Formel enthält der Weltbericht “Education for all – Global Monitoring Report 2014“, der im Auftrag der UNESCO erstellt wurde (1). Aus der aktuellen Darstellung geht hervor, dass allein durch die bessere Bildung der Mütter zwischen 1990 und 2009 das Leben von 2,1 Millionen Kinder unter 5 Jahren gerettet werden konnte. Dennoch ist nach der Einschätzung der UNESCO das Thema Bildung für alle noch immer mehr Programm als Realität (2).
Weltweit können 250 Millionen Kinder kaum lesen, schreiben und rechnen, obgleich die Hälfte von ihnen mindestens vier Jahre lang eine Schule besucht hat. Nur eines von fünf Kindern aus den Ländern südlich der Sahara erlangt in der Grundschule Basiskenntnisse im Lesen und in Mathematik. Rund 175 Millionen Jugendliche in den Entwicklungsländern, d.i. jeder Vierte, und ein Drittel der jungen Frauen in Süd- und Westasien sind nicht einmal in der Lage, vollständige Sätze oder auch nur Satzteile zu lesen. In den reicheren Ländern sind es vor allem die Schülerinnen und Schüler aus sozial benachteiligten Schichten, die die Minimalstandards in der Bildung nicht erfüllen.
10 Prozent der weltweiten Ausgaben für die Grundschulbildung – immerhin 129 Milliarden US- Dollar pro Jahr – werden fehl investiert, weil zu viele Kinder trotz des Schulbesuches keine grundlegenden Fertigkeiten erwerben. Mehr noch, 57 Millionen Kinder besuchen nicht einmal eine Grundschule und noch immer erhält die Hälfte aller Kinder der Welt keine vorschulische Bildung, wie etwa im Kindergarten. Die Hälfte der Out-of-School – Gruppe lebt in Kriegsgebieten ohne Aussicht auf ein normales Leben. Auch bleibt die hohe Zahl von erwachsenen Analphabeten, etwa 774 Millionen mit einem Frauenanteil von zwei Drittel, seit Jahren unverändert.
Die UNESCO warnt angesichts dieser erschreckenden Zahlen vor einer globalen Lernkrise, die sich nicht allein dadurch lösen wird, wenn der gleichberechtigte Zugang der Kinder zu Bildung, immerhin festgeschrieben mit einem von acht Millenniumszielen der UN-Mitgliedstaaten, gewährleistet sein sollte (3). Die Weltgemeinschaft müsse sich daher künftig stärker auch für die Qualität der Bildung engagieren, um die Folgen der Lernkrise über mehrere Generationen hinweg zu mindern.
Eine Ursache für die mangelnde Bildungsqualität liegt aus der Sicht der Bildungsexperten in der schlechten Ausbildung und in der zu geringen Zahl der Lehrerinnen und Lehrer. Um allen Kindern die Chance auf eine abgeschlossene Grundschulausbildung zu ermöglichen, müssten bis 2015 weltweit insgesamt 5,2 Millionen Lehrer neu eingestellt werden. Die UNESCO fordert die Regierungen dazu auf, bessere Anreize (etwa mit Status, Vergütung und Vertragssicherheit) zu schaffen, damit mehr Menschen den Beruf des Lehrers wählen und langfristig beibehalten. Außerdem muss die Lehrerausbildung nachhaltig verbessert werden, um den nationalen Standards zu entsprechen. Die fachlich besten Lehrer sollten gerade für die Gruppe der benachteiligten und schwächsten Schüler Fürsorge tragen. Auch sind spezifische Indikatoren für eine bessere Bildungsqualität zu entwickeln, um den regionalen Besonderheiten zielgerichteter entsprechen zu können.
Die UNESCO setzt sich nachhaltig dafür ein, dass das Recht auf und die Gewährleistung einer hohen Bildungsqualität für alle in der Post-2015-Agenda verankert wird (4).
Zum Weiterlesen:
(1) Der Weltbildungsbericht ist als Kurzfassung abrufbar unter http://www.unesco.de/fileadmin/medien/Dokumente/Bildung/GMR_2013_2014.pdf und in der vollständigen Fassung unter: http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/efareport/reports/2013
(2) Der Weltbericht “Bildung für alle – Global Monitoring Report” stellt seit dem Jahr 2002 im Auftrag der UNESCO den Zwischenstand zur Umsetzung des Aktionsprogramms Bildung für alle dar. 164 Länder hatten sich auf dem Weltbildungsforum 2000 in Dakar verpflichtet, bis zum Jahr 2015 sechs Bildungsziele zu erreichen: Ausbau der frühkindlichen Förderung und Erziehung, Grundschulbildung für alle Kinder weltweit, Absicherung der Lernbedürfnisse von Jugendlichen und Erwachsenen, Halbierung der Analphabetenrate unter Erwachsenen, Gleichberechtigung der Geschlechter und Verbesserung der Bildungsqualität. Die UNESCO schätzt im Bericht ein, das trotz Fortschritte in den letzten 10 Jahren bis zum Jahr 2015 kein einziges der so genannten EFA (Education For All) – Ziele erreicht werden wird.
(3) Vgl. dazu: http://www.bmz.de/de/service/glossar/M/millenniumserklaerung.html
(4) Zu Education Post-2015 Agenda vgl. http://www.unesco.org/new/en/education/themes/leading-the-international-agenda/efareport/post-2015/