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Bessere Schulbildung – weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle [306]

Erwachsene mit einer höheren Schulbildung sind weniger gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden als solche, die nur eine kurze Ausbildung genossen haben. So begünstigen mehr erfolgreich absolvierte Schuljahre wahrscheinlich einen herzgesünderen Lebensstil, der unter anderem dabei hilft, das Gewicht und den Blutdruck zu regulieren und den Verzicht auf das Rauchen zu erleichtern. In Verbindung mit dem Bildungsgrad können diese drei Faktoren zusammen genommen rund 40 % des kardiovaskulären Risikos beeinflussen.

Details dazu haben Wissenschaftler aus London, Bristol, Cambridge und Oxford jetzt im British Medical Journal beschrieben (1). Sie empfehlen eine bildungspolitische Unterstützung zum Ausgleich der gesundheitlichen Nachteile für Jugendliche, die nur eine kurze Ausbildung genossen haben.


Wissenschaftliche Details

Eine längere Ausbildungszeit ist in der europäischen Bevölkerung mit einem geringeren Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko verbunden. So kann ein um 3,6 Jahre längerer Bildungsweg die Gefahr für Herzerkrankungen um ein Drittel senken (2). Wissenschaftler vom Imperial College London und den Universitäten Bristol, Cambridge und Oxford haben nun in einer epidemiologischen Studie nach Faktoren gesucht, die den vom Bildungsgrad ausgehenden Herz- und Gefäßschutz vermitteln (1). Sie glichen zunächst bei mehr als 200.000 Erwachsenen die Zahl der Ausbildungsjahre mit dem Body-Mass-Index (BMI)[1], dem systolischen Blutdruck und dem Rauchverhalten sowie mit den auftretenden Herz- und Gefäßerkrankungen ab. Erbgutanalysen erlaubten zudem Rückschlüsse auf eine Verbindung zwischen den genetischen Markern für das kardiovaskuläre Risiko und einer Genmodifikation, die mit der Zahl der Schuljahre in Verbindung gebracht wird.

Sowohl die epidemiologische Analyse der beobachteten Werte als auch die genetische Analyse bestätigten den Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad und der Herz- und Gefäßgesundheit in der Studienpopulation. Epidemiologisch errechnet sank pro zusätzlicher 3,6 Schuljahre die Gefahr für koronare Herzerkrankungen um 13 %, nach einer Analyse auf Basis der genetischen Gegebenheiten sogar um 37 %. Ähnliche Werte wurden für das Risiko für einen Herzinfarkt, für einen Schlaganfall und für Herz-Kreislauferkrankungen errechnet.

Der BMI1, der systolische Blutdruck und das Rauchverhalten vermittelten den Herz- und Gefäßschutz zu durchschnittlich rund 40 %, wobei sich die Einzelwirkungen der drei Faktoren überlagerten. So war die Risikominderung nach epidemiologischer Berechnung zu 15 % bzw. nach genetischer Analyse zu 18 % durch den BMI, zu 11 % bzw. 21 % durch den systolischen Blutdruck und zu 19 % bzw. 31 % vom Rauchverhalten beeinflusst.

Der BMI1, der systolische Blutdruck und das Rauchverhalten vermitteln einen wesentlichen Teil der Schutzwirkung des Bildungsniveaus auf das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei europäischen Bürgern. Daher könnte eine Verbesserung dieser Risikofaktoren zu einer Abnahme von kardiovaskulären Erkrankungen in den unteren Bildungsschichten führen. Mehr als die Hälfte der protektiven Wirkung von Bildung auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist allerdings ungeklärt und bedarf weiterer Untersuchung. Dennoch empfehlen die Experten, bildungspolitische Maßnahmen zur Stärkung der Herz- und Gefäßgesundheit bei Jugendlichen durchzuführen, die die Schule frühzeitig verlassen.


Zum Weiterlesen

(1) A.R. Carter et al. (2019): Understanding the consequences of education inequality on cardiovascular disease: mendelian randomisation study. In: The BMJ, Vol. 365, l1855. Online unter https://www.bmj.com/content/365/bmj.l1855

(2) T. Tillmann et al. (2017): Education and coronary heart disease: mendelian randomisation study. In: The BMJ, Vol. 358, j3542. Online unter https://www.bmj.com/content/358/bmj.j3542?ijkey=c46490b3704721c02b5feebcb3e81004d7536c08&keytype2=tf_ipsecsha

Fußnote(n)

[1] Der BMI ist der Quotient aus Körpergewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m2).

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