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Zu schneller Blutdurchfluss bzw. steife Arterienwände bei jüngeren Erwachsenen als frühes Anzeichen für mögliche Hirngefäßschädigungen im Alter [125]

Anzeichen für Schädigungen der Hirngefäße im Alter finden sich schon in einer Lebensphase, in der in der Regel kaum jemand ernsthaft an ein künftiges Versagen des Hirns denkt. Fließt beispielsweise in jungen Jahren das Blut viel zu schnell durch die Arterien, ist dies kein Indiz für ein besonders lebendiges Temperament, sondern ein Hinweis auf sich allzu früh versteifende Arterien. Gefäße altern vor der Zeit, indem sie auch infolge von Ablagerungen an Elastizität verlieren, nicht mehr im Takt des Herzens mitschwingen können und so den gesamten Stoffwechsel übermäßig strapazieren. Ob sich Arterien versteifen, wird anhand der Pulswellengeschwindigkeit, also der Geschwindigkeit, mit der das Blut vom Herzen abgestoßen wird, bewertet. Als ein eigenständiger Faktor, um die Gefährdung durch Herzinfarkt und Schlaganfall vorhersagen zu können, findet die Pulswellengeschwindigkeit zunehmend in der Präventivmedizin Beachtung.
Untersuchungen an den Enkeln der Framingham-Studiengruppe ergaben jetzt, dass eine dauerhaft zu hohe Fließgeschwindigkeit des Blutes auch auf Mikroschädigungen der Hirngefäße im jungen Erwachsenenalter hinweisen kann, die die geistige Leistungsfähigkeit in späteren Lebensphasen einschränken werden. Die Wissenschaftler empfehlen, mit regelmäßiger körperlicher Bewegung, Tabakverzicht sowie einer gewichtsregulierenden, etwa mittelmeertypischen Kost etwas gegen eine frühe Versteifung der Arterien zu unternehmen.


Wissenschaftliche Details

Gefäße altern früher als gemeinhin angenommen. Lange bevor schwerwiegende Herz- und Gefäßerkrankungen auftreten, weist eine zu hohe Fließgeschwindigkeit des Blutes in der Lebensmitte auf steife, nicht mehr ausreichend elastische und zu verkalken beginnende Arterien hin und damit auch auf die Gefahr, später einen Herzinfarkt oder auch einen Schlaganfall zu erleiden. Untersuchungen an knapp 2.000 erwachsenen und gesunden Enkeln aus der Framingham-Studiengruppe ergaben jetzt, dass früh versteifte Arterien mit Mikroschädigungen im Hirn einhergehen können, die auch die geistige Leistungsfähigkeit vorzeitig beeinträchtigen (1;2;3).

Ob und inwieweit die Arterien der Mittvierzigjährigen unbeschädigt geblieben sind, wurde anhand der Pulswellengeschwindigkeit beurteilt, d.h., am Maß, wie rasch sich die vom Herzschlag erzeugte Blut-Druckwelle durch die Arterien bewegt. Bei Gesunden bremsen elastische Gefäßwände diese Welle ab. Versteifen sich die Ränder der Arterien altersbedingt oder durch frühe Ablagerungen, kann die Blutdruckwelle nicht mehr ausreichend reguliert werden. Das Blut fließt dann schneller, versorgt die Herzkranzgefäße nicht mehr ausreichend und verlangt dem Herzen eine höhere Leistung ab. Die Pulswellengeschwindigkeit gilt zunehmend als sehr aussagekräftig in der Beurteilung von Gefäßverkalkungen und den ihr zugrunde liegenden Störungen des Fett- oder Blutzuckerstoffwechsel eines Menschen (4).

Ergänzend zur Bewertung ihrer Gefäßsteifigkeit unterzogen sich die Framingham-Enkel auch Tests ihrer Hirnkapazität konventionell mittels Fragebögen und modern kombiniert mit Hilfe von Kernspinn-Scans, wie etwa der Diffusions-Tensor-Bildgebung. Ob die lern- und bewegungssteuernde Leistung des Hirns altersentsprechend oder schon beeinträchtigt oder ob sogar schon ein Minischlaganfall aufgetreten ist, kann (schon wenige Minuten nach dem störenden Ereignis) im Bild sichtbar gemacht werden. Die Hirnscans zeigen nicht nur Ablagerungen an den Gefäßen, sondern auch den Grad der aktiven Vernetzung von bestimmten Nervenfasern anhand von Wassermolekülen, die mehr oder eben weniger das Gewebe durchdringen.

Im Ergebnis dieser Messreihen fanden sich bei allen Framingham-Enkeln mit versteiften Arterien Spuren einer frühzeitigen Hirnalterung; weniger weiße Hirnsubstanz und weniger unverletzte graue Hirnsubstanz. Zudem unterliefen ihnen mehr Fehler bei den Lern- und Gedächtnisaufgaben als bei Gleichaltrigen mit elastischeren Arterien. Wissenschaftler schließen daraus, dass eine Vorbeugung und gegebenenfalls eine Behandlungen der Versteifung von Arterien im mittleren Erwachsenenalter gravierende Funktionsstörungen der Blut- und Hirngefäße im Alter verhindern bzw. hinauszögern können. Regelmäßige körperliche Bewegung sowie der Verzicht auf Tabak und auf Überernährung gehören zu den Faktoren, die im Alltag dabei helfen.


Zum Weiterlesen

(1) M.P. Pase et al. (2016): Association of Aortic Stiffness With Cognition and Brain Aging in Young and Middle-Aged Adults: The Framingham Third Generation Cohort Study. In: Hypertension, Vol. 67, Nr. 3, S. 513-9. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4752398/

(2) P. Maillard el al. (2016): Effects of Arterial Stiffness on Brain Integrity in Young Adults from the Framingham Heart Study. In: Stroke, Vol. 47, Nr. 4, S. 1030-1036. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4811686/

(3) Hayashi et al. (2015): Clinical assessment of arterial stiffness with cardio-ankle vascular index: theory and applications. In: Journal of Hypertension, Vol. 33, Nr. 9, S. 1742-1757. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26114836

(4) T. Mengden et al. (2016): Arterielle Gefäßsteifigkeit – Ursachen und Konsequenzen. Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga e. V. DHL® – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention. Online unter https://www.hochdruckliga.de/arterielle-gefaesssteifigkeit-ursachen-und-konsequenzen.html

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