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Zu niedriger Blutdruck kann Herz-Kreislauf-Probleme vergrößern [174]

Ein niedriger Blutdruck gilt als erstrebenswertes Ziel, um den frühzeitigen Tod infolge von Herz-Kreislauferkrankungen zu entgegen. Doch zu niedrige Blutdruckwerte sind nicht für jeden von Vorteil. Zwei Studien belegen jetzt, dass über 55-jährigen Bluthochdruckpatienten davon profitierten, wenn sich ihr systolischer Blutdruck bei Werten zwischen 120 und 140 mmHg und ihr diastolischer Blutdruck bei Werten um die 75 mmHg dauerhaft stabilisierte (1). Sank der Blutdruck jedoch weiter ab, vergrößerten sich die Herz‑Kreislaufprobleme und das Risiko, frühzeitig zu versterben, stieg wieder an. Zu niedriger Blutdruck gefährdete vor allem Patienten mit einem hohen Herzinfarktrisiko, während er bei Schlaganfallrisikopatienten kaum Schaden anrichtete. Inspiriert von der Publikation dieser Ergebnisse im Journal The Lancet diskutieren Experten nun zwei Themen bevorzugt: Sollten Untergrenzen für die Absenkung der Blutdruckwerte vereinbart werden und wenn ja, für welche Patientengruppen wären diese hilfreich (2;3).


Wissenschaftliche Details

Leitlinien der internationalen Ärzteschaft empfehlen Werte für den systolischen Blutdruck unter 140 mmHg und für den diastolischen Blutdruck unter 90 mmHg, um das Risiko für die Herz-Kreislaufsterblichkeit zu reduzieren. Eine Untergrenze für die Absenkung der Blutdruckwerte ist noch nicht vereinbart. Nun weist die Analyse von Ergebnissen der ONTARGET- und der TRANSCEND‑Studien, in denen der Blutdruck von älteren Herz‑Kreislaufrisikopatienten erfolgreich medikamentös abgesenkt worden ist, auf eher schädliche Auswirkungen eines zu niedrigen Blutdruckes hin und belebt die Frage nach Grenzwerten für die Herz-Kreislaufgesundheit neu.

Für 25.127 über 55-jährige Hochrisikopatienten aus der ONTARGET‑Studie und für 5.810 Hochrisikopatienten aus der TRANSCEND‑Studie wurde die geringste Wahrscheinlichkeit für den Herz-Kreislauftod errechnet, wenn sich ihr systolischer Blutdruck sich bei Werten zwischen 120 und 140 mmHg und ihr diastolischer Blutdruck bei Werten um die 75 mmHg dauerhaft stabilisierte. Sank allerdings der systolische Blutdruck innerhalb der 4,5‑jährigen Beobachtungszeit unter den Wert von 120 mmHg, stieg das Risiko für Herz-Kreislaufereignisse um 14 % und die die Sterblichkeit um 29 % an. Dieses Muster wiederholte sich in ähnlicher Weise nach dem Abfall der Werte für den diastolischen Blutdruck unter 70 mmHg. Für die Betroffenen (n = 5.352) stieg etwa das Risiko für Herz-Kreislaufereignisse um 31 %, für den Herzinfarkt um 55 %, für die Klinikeinweisung aufgrund von Herzschwäche um 59 % und für die allgemeine Sterblichkeit um 16 %. Die Gefährdung für den Schlaganfall veränderte sich allerdings bei zu niedrigen Blutdruckwerten nicht. Die Studienautoren schließen nicht aus, dass diese zur Prävention von Schlaganfällen mit beitragen könnten. Davon ausgehend sprechen sie sich für eine stärker personalisierte Prävention und Therapie aus, die die unterschiedlichen Auswirkungen einer Blutdruckabsenkung mitberücksichtigt.


Zum Weiterlesen

(1) M. Böhm et al. (2017): Achieved blood pressure and cardiovascular outcomes in high-risk patients: results from ONTARGET and TRANSCEND trials. In: The Lancet, Vol. 389, Nr. 10085, S. 2226-2237. Online unter https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)30754-7/fulltext

(2) K. Huynh (2017): Very low achieved SBP increases risk of cardiovascular death. In: Nature Reviews Cardiology, Vol. 14, Nr. 6, S. 316-317. Online unter https://www.nature.com/articles/nrcardio.2017.63

(3) E. Fleck (2017): Neue Studie: Zu niedriger Blutdruck ist schädlich, Untergrenzen könnten sinnvoll sein. idw (Informationsdienst Wissenschaft). Online unter https://idw-online.de/de/news?print=1&id=673304

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