fbpx

Welthunger-Index (WHI) 2014 lenkt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Ausmaß des verborgenen Hungers (Hidden Hunger) [91]

  Rund zwei Milliarden Menschen leiden laut Welthunger-Index 2014 an verborgenem Hunger, dem akuten Mangel an Mikronährstoffen (1). Sie sind dauerhaft unterversorgt an lebenswichtigen  Vitaminen und Mineralstoffen wie z.B. Zink, Jod und Eisen und allein deshalb schon seit ihrer Geburt einem hohen Risiko für schwere gesundheitliche Schäden aufgrund eines geschwächten Immunsystems ausgesetzt.
Mikronährstoffmangel wird insgesamt für ein Drittel der jährlich 3,1 Millionen durch Unterernährung bedingten Todesfälle bei Kindern verantwortlich gemacht (2). Nach WHO-Schätzungen sind zudem weltweit 250 Millionen Menschen von akutem Vitamin-A-Mangel betroffen, infolgedessen ca. 500.000 Kinder jährlich erblinden. Die Hälfte von ihnen sterben binnen eines Jahres. Jedes Jahr kommen 18 Millionen Kinder mit geistigen Behinderungen zur Welt, die durch Jodmangel verursacht sind.

Abb_1 Prozentualer Anteil der Bevölkerung mit Mikronährstoffen

Abbildung 1: Prozentualer Anteil der Bevölkerung mit Mikronährstoffen

Die schwersten gesundheitliche Schäden verursacht verborgener Hunger zu 90 % in den Entwicklungsländern (3). Fast unbemerkt dagegen tritt der verborgene Hunger infolge von armutsbedingter Fehlernährung in den reicheren Ländern auf und zwar vor allem dann, wenn Haushaltsgeld und Bildungsstand nicht ausreichen, um Familien ausgewogen zu ernähren.

Abb_2 Welthungerindex nach Schweregrad

Abbildung 2: Welthungerindex nach Schweregrad

Erst seit wenigen Jahren wird das Ausmaß des verborgenen Hungers in der Öffentlichkeit sichtbar, weil bislang der Focus der Berichterstattung überwiegend auf den Folgen von Unterernährung lag. Strategische Diskussionen um die Neuausrichtung der internationalen Entwicklungspolitik der UN für den Zeitraum 2016 – 2030 verändern derzeit die Blickrichtung. Als chronisch unterernährt gelten heute etwa 805 Millionen Menschen;  im Vorjahr lag ihre Zahl noch bei 842 Millionen.  Seit 1990 ist Hunger infolge von Unterernährung kontinuierlich und um 39 % zurückgegangen ist. 26 Staaten konnten ihren WHI-Wert im Vergleich zum Vorjahr um die Hälfte oder mehr reduzieren, wie beispielsweise Angola, Benin, Brasilien, Ghana, Kambodscha, Mali, Thailand, Peru und Vietnam. Ein maßgeblicher Grund hierfür liege in der effizienteren Bewirtschaftung von natürlichen Ressourcen, insbesondere der Anbauflächen.

Einige Konfliktregionen und afrikanische Staaten mit sehr hohen HIV-Infektionsraten sind von diesem positiven Trend jedoch ausgenommen. In 14 Ländern, insbesondere in Afrika südlich der Sahara sowie in Haiti, Laos, Timor-Leste und im Jemen, wird das Ausmaß des Hungers noch immer als “sehr ernst” und in Burundi und Eritrea sogar als “gravierend“ eingestuft. Hier gelten mehr als 60 Prozent der Bevölkerung als unterernährt. Auch bestünde wegen bewaffneten Auseinandersetzungen zusätzlich die Gefahr, dass sich die Situation in einigen Staaten absehbar verschlechtern wird – zum Beispiel im Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo, im Irak und vor allem in Syrien.

Abb_3 Gewinner und Verlierer der WHI 2014 im Vergleich zu WHI 1990

Abbildung 3: Gewinner und Verlierer des WHI 2014 im Vergleich zu WHI 1990

Der Welthungerindex 2014 wurde für 120 Schwellen- und Entwicklungsländer ermittelt. Er berücksichtigt drei Indikatoren, d.h. die Zahl der unterernährten Menschen, die Zahl der unterernährten Kinder unter fünf Jahren sowie die Sterblichkeitsrate von unter Fünfjährigen aus dem Zeitraum 2009 bis 2013 (4). Die Daten werden vorzugsweise von UN-Sonderorganisationen wie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Verfügung gestellt, soweit sie denn verfügbar sind. Für die vermutlich stark vom Hunger betroffenen Länder wie die Demokratische Republik Kongo, Somalia und Afghanistan etwa fehlen verlässliche Angaben.

Die von der Welthungerhilfe, dem Washingtoner International Food Policy Institute (IFPRI) und der irischen Nichtregierungsorganisation Concern Worldwide vorgenommenen Auswertungen des Welthungerindex zeigen nicht nur die Entwicklung der Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene, sondern enthalten auch Lösungsansätze, um den Armutskreislauf für Unter-, Mangel- und Fehlernährung dauerhaft zu durchbrechen. Um Hilfe in größter Not zu leisten, befürwortet die Welthungerhilfe kurzfristig das Anreichern von Nahrungsmitteln mit essentiellen Mikronährstoffen. Langfristig liege die Lösung für das Problem Hunger in der erweiterten Vielfalt der Ernährung. Investitionen in die Landwirtschaft und veränderte Anbauweisen seien dafür ebenso nötig, wie auch eine behutsame Änderung von Ernährungsgewohnheiten und Traditionen. Die wichtigste Waffe im Kampf gegen Hunger sei jedoch wachsende Bildung.

In Hinblick auf die Verknappung von natürlichen Ressourcen und von begrenzten Budgets in der internationalen Entwicklungshilfe wird zur nachhaltigen Sicherung der Ernährung ein Umdenken weltweit erforderlich. Langfristige Erfolge bei der Bekämpfung von sichtbaren und von verborgenen Hunger hängen davon ab, ob Synergieeffekte in den Bereichen Land-, Wasser- und Energiewirtschaft in Kombination mit koordinierten politischen Strategien und innovativen Ansätzen weltweit gelingen.

Zum Weiterlesen:

  1. Assmann-Stiftung für Prävention. Verborgener Hunger (Hidden Hunger) – ein Problem nicht nur in Entwicklungsländern [73]. Abrufbar unter dem Link: https://www.assmann-stiftung.de/verborgener-hunger-hidden-hunger-ein-problem-nicht-nur-entwicklungslaendern-73/
  2. Assmann-Stiftung für Prävention. Präventive Maßnahmen zur Reduzierung der Kindersterblichkeit – Neue Ergebnisse der Global Burden of Disease Study (GBD 2013) [69]. Abrufbar unter dem Link: https://www.assmann-stiftung.de/praeventive-massnahmen-zur-reduzierung-der-kindersterblichkeit-69/
  3. Assmann-Stiftung für Prävention. Chancen für ein staatliches und privates Engagement gegen Hunger in der Welt effektiv nutzen [88]. Abrufbar unter dem Link: https://www.assmann-stiftung.de/chancen-fuer-ein-staatliches-und-privates-engagement-gegen-hunger-in-der-welt-effektiv-nutzen-88/
  4. Welthunger-Index 2014 Problem verborgener Hunger: Ausreichend Nahrung allein genügt nicht. Abrufbar unter dem Link: http://www.welthungerhilfe.de/whi2014.html
  5. Die Webseiten enthalten ergänzend zu den Statistiken eine interaktive Karte, Statements, Grafiken sowie die wichtigsten Definitionen: – Hunger = Qual durch den Mangel an Nahrung – Fehlernährung = Aufnahme einer falschen Menge und Art von Nahrung (einschließlich Unter- und Überernährung) – Unterernährung = chronisches Kaloriendefizit (1800 kcal/Tag) und/oder Unterversorgung mit Nahrungsenergie, Protein- und Mikronährstoffen – Mikronährstoffmangel = verborgener Hunger, eine Form der Unterernährung, bei der zu wenige Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen und verarbeitet werden – Überernährung = übermäßige Aufnahme von Energie oder Mikronährstoffen

Abbildungsverzeichnis (entnommen aus der Pressemappe von (4))

Abbildung 1: Prozentualer Anteil der Bevölkerung mit Mikronährstoffen
Abbildung 2: Welthungerindex nach Schweregrad
Abbildung 3: Gewinner und Verlierer des WHI 2014 im Vergleich zu WHI 1990

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen