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Vorfälle vor dem Fall – zur Prophylaxe von Stürzen bei Älteren [26]

Stürze bei Älteren können sich möglicherweise bald vorhersagen lassen.

Wissenschaftler aus sieben EU-Ländern werten derzeit im Verbund Bewegungsdaten von Senioren aus, um einen Algorithmus zu finden, mit dem sich die physiologischen Parameter unmittelbar vor dem Fallen beschreiben lässt.  Gelingt es, einen solchen Algorithmus zu finden, wäre ein entsprechend programmierter Sensor in der Lage, die Wahrscheinlichkeit eines Sturzes vorauszuberechnen. Ein akustisches Signal könnte dann den Betroffenen frühzeitig warnen.

Jeder zweiter Sturz sei durch eine ungünstige Gewichtsverlagerung ausgelöst. Zu diesem Schluss gelangen kanadische Unfallforscher. Betagte fallen, weil sie ihren Schwerpunkt ihres Körpergewichts beim Vorwärtsgehen, Stillstehen und Hinsetzen unbewusst aus dem Gleichgewicht hinweg verlagern. Präventives Balancetraining dürfte neben einem früh warnenden Sensor helfen, Stürze und ihre Folgen zu vermeiden.

Noch fehlen ausreichend viele Daten, um das Sturzverhalten vergleichbar zuverlässig einschätzen zu können. Ein Grund dafür liegt in der Problematik der Datenerhebung selbst. Bislang sind Stürze insbesondere in Erlebnisberichten der Betroffenen dokumentiert. Da diese oft aus dem häuslichen Umfeld entnommenen Berichte einen hohen Grad subjektiver Wahrnehmung enthalten, können sie nicht die alleinige Informationsquelle bleiben.

Die Analysen der kanadischen Forscher beruhen auf Filmsequenzen von 227 Stürzen in Pflegeheimen, die mit Hilfe von Videokameras aufgenommen worden. Diese Dokumentation gilt als selten, auch weil eine solche Aufzeichnungspraxis nicht in jeder Länder-Gesetzgebung zum Datenschutz, wie z.B. auch in Deutschland, zugelassen wird.

Die Kommentare zur Analyse der Kanadier in der Zeitschrift The Lancet enthalten daher neben der Würdigung der Ergebnisse auch den Hinweis auf ihre Grenzen. Die im öffentlichen Raum gewonnen Ergebnisse lassen sich nicht unbedingt in den privaten Lebensbereich übertragen. Und gerade hier ereignen sich derzeit die meisten Unfälle.

Quellen

  1. farseeingresearch.eu
  2. Stephen N Robinovitch PhD, Fabio Feldman PhD,Yijian Yang MD, Rebecca Schonnop BSc a, Pet Ming Leung MSc a b, Thiago Sarraf MSc a, Joanie Sims-Gould PhD c, Marie Loughin MSc d: Video capture of the circumstances of falls in elderly people residing in long-term care: an observational study. In: The Lancet, Vol. 381, Issue 9860, Pages 47 – 54, 5 January 2013 doi:10.1016/S0140-6736(12)61263-X
  3. Clemens Becker and Chiari Lorenzo: What videos can tell us about falling. In: The Lancet, Vol. 381, Issue 9860, Pages 8 – 9, 5 January 2013 doi:10.1016/S0140-6736(12)61724-3
  4. Debra A. Butt, MD, MSc, CCFP, FCFP; Muhammad Mamdani, PharmD, MPH; Peter C. Austin, PhD; Karen Tu, MD, MSc, CCFP, FCFP; Tara Gomes, MHSc; Richard H. Glazier, MD, MPH, CCFP, FCFP: The Risk of Hip Fracture After Initiating Antihypertensive Drugs in the Elderly. In: Arch Intern Med. 2012;172(22):1739-1744. doi:10.1001/2013.jamainternmed.469

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