fbpx

Vitamin C-reiche Kost kann vor Grauem Star schützen [122]

Wenn sich im hohen Alter die Augenlinsen eintrüben und die Fähigkeit zum Sehen rapide abnimmt, kann Erblindung durch den Grauen Star drohen. Häufig hilft dann nur noch eine Operation, um das Augenlicht zu retten. Wissenschaftler vom King’s College in London fanden heraus, dass der Graue Star kein unabwendbares Schicksal sein muss. Nur rund ein Drittel aller Erkrankungen sind aus ungünstigen Erbanlagen zu erklären.  Umwelt und Lebensbedingungen erhöhen das Risiko, eine Augenlinsentrübung zu erleiden, stärker, als bislang angenommen. Und diese Faktoren sind beeinflussbar. Wer häufig Vitamin C-reiches Obst und Gemüse isst, kann möglicherweise den Verlust der Sehfähigkeit vermeiden oder diese wenigstens hinauszögern.


Wissenschaftliche Details

Möglicherweise schützt eine vitaminreiche Ernährung stärker vor altersbedingtem Grauen Star als bislang angenommen (1;2). Wissenschaftler um Chris Hammond vom King’s College in London fanden bei der Analyse von Daten aus der britischen Zwillingsstudie heraus, dass nur rund ein Drittel der Linsentrübungen im fortgeschrittenen Alter mit einer spezifischen genetischen Veranlagung erklärt werden kann. Umwelt und Lebensstil rückten durch diesen Befund wieder mehr in den Fokus von präventivmedizinischer Forschung in der Augenheilkunde, um Faktoren auszumachen, die das Risiko auch für den Grauen Star mindern können. Das Wissenschaftlerteam wählte aus der Fülle der präventiven Möglichkeiten, das Augenlicht zu erhalten, eine alltagsnahe Fragestellung, d.h., ob mikronährstoffreiche Ernährung Linseneintrübungen vermeiden kann. Bei 1.027 weiblichen Zwillingspaaren europäischer Herkunft im Alter von 60 Jahren ist zunächst anhand von schwarzweißen Fotografien die Lichtdurchlässigkeit der Linsen bewertet worden. Die Ernährungsgewohnheiten der Frauen wurden mit Hilfe der EPIC FFQ-Fragebögen dokumentiert, die neben der Energiebilanz die Aufnahme von Mikronährstoffen wie Salz, Kalium, Kalzium, Mangan, Zink, Magnesium, Phosphor, Jod, Carotin sowie Vitamine C, D, E, B6, B12 und andere erfassen (siehe Abbildung). Im Verlaufe von 10 Jahren wurden bei 324 Zwillingspaaren entsprechende Folgemessungen vorgenommen. Der Datenabgleich ergab, dass Frauen, die mehr und regelmäßig Vitamin C reiches Obst und Gemüse zu sich nahmen, ein um bis zu 33 Prozent geringeres Risiko hatten, an Grauem Star zu leiden. Bei denjenigen, die sich Vitamin C reich ernährten und dennoch erkrankten, entwickelte sich die Linsentrübung verlangsamt und weniger stark.

Mikronährstoffe in der Übersicht
Diese doppelt günstige Wirkung von Vitamin C zeigte war nur bei natürlichen Bestandteilen von Lebensmitteln nachzuweisen. Nahrungsergänzungsmittel blieben dagegen wirkungslos. Hilfreich erwies sich auch der Konsum von Mangan, der zu einer Risikominderung für Erkrankungen um bis zu 20 Prozent beitrug. Da Mangan allerding die beginnende Linsentrübung nicht verzögerte, galt dieser Beobachtung als nicht eindeutig. Grauer Star entsteht, wenn flüssige und durchsichtige Proteine oxidieren und Kristalle auf der Augenlinse bilden. Ein hoher Vitamin C-Gehalt in der Flüssigkeit, die die Augenlinse umgibt, kann diese Oxydation bremsen. Die Wissenschaftler vermuten, dass eine Vitamin C-reiche Kost den Gehalt der Linsenflüssigkeit anreichert und letztendlich dazu beiträgt, die Sehfähigkeit im Alter zu erhalten.
Grauer Star zählt zu den häufigsten Ursachen für die Erblindung. Rund 34 Millionen Menschen sind weltweit betroffen, am häufigsten in der Region südlich der Sahara und in den Entwicklungsländern (3). In Deutschland werden pro Jahr 650.000 Kunstlinsen implantiert, um die Folgen des Grauen Stars zu mindern, der bei rund 40 Prozent der Hochbetagten und vor allem bei Frauen auftritt. Stammzelltransplantationen könnten in ferner Zukunft dazu beitragen, den altersbedingten Grauen Star zu vermeiden (4). Doch die Forschung zur hilfreichen Wirkung von Mikronährstoffen dürfte einfachere und kostengünstigere Wege eröffnen, die Sehfähigkeit zu erhalten.


Zum Weiterlesen

(1) E. Yonova-Doing et al. (2016): Genetic and Dietary Factors Influencing the Progression of Nuclear Ophthalmology. In: Ophthalmology, Vol. 123, S. 1237-1244. Online unter http://www.aaojournal.org/article/S0161-6420%2816%2900114-7/pdf

(2) American Academy of Ophtalmology (2016): Eating Foods High in Vitamin C Cuts Risk of Cataract Progression by a Third. Pressemitteilung. Online unter www.aao.org/newsroom/news-releases/detail/vitamin-c-cuts-cataract-risk

(3) G.A. Stevens et al. (2013): Global Prevalence of Vision Impairment and Blindness. Magnitude and Temporal Trends, 1990–2010. In: Ophthalmology, Vol. 120, Nr. 12, S. 2377-2384. Online unter https://www.aaojournal.org/article/S0161-6420(13)00480-6/fulltext

(4) H. Lin et al. (2016): Lens regeneration using endogenous stem cells with gain of visual function. In: Nature, Vol. 531, S. 323–328. Online unter http://www.nature.com/nature/journal/v531/n7594/full/nature17181.html

Comments are closed.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Unsere Webseite nutzt Cookies. Wenn Sie auf dieser Webseite bleiben, nehmen wir an, dass Sie damit einverstanden sind. Sie können unsere Cookies löschen. Wie das geht, erfahren Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Schließen