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Präventiver Schutz vor Mangeldurchblutung im Gehirn durch Magnesium [39]


Rund 250.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Deutschland – ca. vier Fünftel davon ausgelöst durch eine Durchblutungsstörung der das Gehirn versorgenden Blutgefäße (ischämischer Schlaganfall). Forscher kamen nun zu dem Ergebnis, dass zusätzlich 100 Milligramm Magnesium täglich durch die Nahrung aufgenommen vor einer Mangeldurchblutung im Gehirn schützen kann. Auf die Häufigkeit von Hirnblutungen (hämorrhagischer Hirninfarkt) hat die Magnesium-Aufnahme keinen erkennbaren Einfluss.

Dieses Ergebnis beruht auf zwei Meta – Analysen, die sich nahezu zeitgleich das Ziel gesetzt hatten, die spezielle Beziehung zwischen der Aufnahme von Magnesium und dem Schlaganfallrisiko zu beschreiben. Eine chinesische Forschergruppe um Zhen-Lin Nie und Ze-Mu Wang untersuchten Daten von 8.367 Schlaganfallfällen unter 304.551 Teilnehmern aus acht prospektiven Studien zwischen 1966 und 2011. Die Auswertung ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen der höchsten Magnesium-Aufnahme und einem verringerten Risiko für den ischämischen Hirninfarkt (RR: 0,89, 95% CI: 0,82, 0,97). Die Spanne in der Gabe  von Magnesium reichte dabei von 228 mg bis 471 mg am Tag mit einem Durchschnitt von 306 mg. Beobachtet wurde eine Reduktion des Risikos von Schlaganfällen bei Personen mit der höchsten Magnesium-Aufnahme um 11 Prozent (1).

Schwedische Forscher um Susanna C. Larson fanden in einer Metanalyse von sieben Studien mit 6.477 Schlaganfällen bei über 241.378 eingeschlossenen Studienteilnehmern ebenso einen signifikanten Zusammenhang zwischen erhöhter Magnesium-Aufnahme und der Minderung des  Schlaganfallrisiko (RR: 0,92, 95% CI: 0,88, 0,97). Eine maximal 8prozentige Reduktion des Schlaganfallrisikos durch die Magnesiumgaben wurde errechnet (2).

Beide Gruppen stellen fest, dass Magnesium unbedingt zu den diätetischen Faktoren in der Primärprävention von Schlaganfällen zu zählen ist.  Um den präventiven Effekt zur Vermeidung von Schlaganfällen auszulösen, bedürfe es lediglich einer Steigerung des täglichen Magnesiumsgehalts in der Nahrung um ca. 100 mg.

Der Tagesbedarf eines gesunden Erwachsenen beträgt etwa 350 bis 400 mg Magnesium. Er kann in einer ausgewogenen Ernährung mit vielen magnesiumreichen Lebensmitteln wie Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen auf natürlichem Wege gedeckt werden (3).

Eine Unterversorgung mit Magnesium (Hypomagnesiämie) fördert entscheidende Risikoparameter für Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und gefäßschädigende Entzündungen, letztendlich die Faktoren, die auch zur Entstehung von Schlaganfällen beitragen. Allerdings sind die prospektiven Studien noch nicht aussagekräftig genug, um aus den Analyseergebnissen differenzierte Empfehlungen zur Magnesiumgabe für spezifische Patientengruppen ableiten zu können.  Hinzu kommt, dass die biomolekularen Wirkmechanismen für Magnesium bislang ungeklärt bleiben. Es wird vermutet, dass Magnesium den zellulären Glukosestoffwechsel und auch die Insulinresistenz unmittelbar beeinflusst.

Magnesiummangel lässt sich durch Blutuntersuchungen nicht allein diagnostizieren, da er oft nur intrazellulär, z.B. in der Muskulatur und in den Knochen, vorhanden ist und auch symptomlos bleibt. Experten raten, bei der Erhebung der Krankengeschichte auf Indikatoren für einen möglichen Magnesiummangel zu achten. Ist z.B. anamnestisch offensichtlich, dass ein älterer Patient seit Jahren Diabetes mellitus vom Typ 2 oder/und Verdauungsstörungen hat und sich zugleich magnesiumarm ernährt, so sei im Zweifel von einem Magnesiummangel auszugehen und zu einer Nahrungsumstellung oder zu einer Magnesiumersatztherapie zu raten (4). Zusätzlich sollten alle weiteren Einflussmöglichkeiten, das persönliche Schlaganfall-Risiko zu reduzieren, genutzt werden. Dazu zählen vor allem Bewegung, der Verzicht auf das Rauchen und die regelmäßige Kontrolle und ggf. die Einstellung der Blutdruck- und Blutzuckerwerte (5).

Unumstritten ist, dass im Wechselspiel mit dem Antagonisten Kalzium mit Hilfe von Magnesium eine blutdrucksenkende, antiarrhythmische, entzündungshemmende und gerinnungshemmende Wirkung erzeugt werden kann. Um das präventive Potential von Magnesium in der klinischen Praxis ausschöpfen zu können, fordern Wissenschaftler eine große, doppelt verblindete und Placebo-kontrollierte randomisierte Studie von Magnesium-Aufnahme für die Primärprävention von Gefäßkrankheiten überhaupt (6).

Quellen

  1. Magnesium intake and incidence of stroke: Meta-analysis of cohort studies.  Nie ZL, Wang ZM et al. In: Nutr Metab Cardiovasc Dis. 10. Juli 2012.; dx.doi.org/10.1016/j.numecd.2012.04.015
  2. Dietary magnesium intake and risk of stroke: a meta-analysis of prospective studies. Larsson SC, Orsini N, Wolk A.. In: Am J Clin Nutr 2011; doi: 10.3945/ajcn.111.022376.
  3. Die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr in Deutschland, Österreich und der Schweiz: www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=4&page=4
  4. Magnesium in disease. Geiger H und Wanner, C.: In: Clin Kidney J (2012) 5 (Suppl 1): i25-i38; doi: 10.1093/ndtplus/sfr165
  5. www.assmann-stiftung.de/information/schlaganfall
  6. Magnesium for cardiovascular health: time for intervention. Song Y. and S. Liu.  In: First published January 4, 2012, doi: 10.3945/ajcn.111.031104 Am J Clin Nutr February 2012 vol. 95 no. 2 269-270

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