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Impfen mit Hilfe von Mikronadel-Pflastern [194]

Mikronadel-Pflaster eignen sich mindestens genauso gut zum Impfen gegen Grippe wie Spritzen. Sie können eine robuste Immunreaktion auslösen, sind gut verträglich, wirtschaftlich, einfach zu handhaben und finden außerdem leicht Akzeptanz in der Bevölkerung.

Dies ergab ein vergleichender Impftest an 100 gesunden US‑Amerikanern mittleren Alters, dessen Ergebnis jetzt im Journal The Lancet vorgestellt wird (1). Impf-Pflaster sind mit Mikronadeln bestückt, die den Impfstoff schmerzlos in die Haut transportieren und sich danach selbst auflösen. Anders als Ampullen müssen sie nicht besonders gekühlt aufbewahrt werden. Die Pflaster lassen sich zudem problemlos per Post an die Verbraucher schicken, ohne das ein Besuch in der Arzt-Praxis nötig wird. Impf-Pflaster eignen sich daher auch gut für Regionen, die nur über eine geringe medizinische Infrastruktur verfügen. Wissenschaftler von der EMORY-Universität in Atlanta gehen davon aus, dass sich mit dem Einsatz von Mikronadel-Pflastern Impfkonzepte grundlegend verändern werden.


Wissenschaftliche Details

Erstmals ist nun in einer randomisierten, Placebo kontrollierten Studie am Menschen dokumentiert, dass die Grippeschutz-Impfung mit Hilfe von Mikronadel-Pflastern verträglich und immunologisch wirksam ist (1). Wissenschaftler von der EMORY-Universität in Atlanta hatten im Sommer des Jahres 2015 100 gesunde und nicht-schwangere Erwachsene im Alter von 18 – 49 Jahren für einen vergleichenden Impftest gewonnen. Zufällig ausgewählt erhielten die Probanden vom medizinischen Personal den Grippeimpfstoff [1] entweder intramuskulär gespritzt oder durch ein Mikronadel-Pflaster verabreicht oder ein Placebo-Pflaster. Zudem durften einige Probanden das Pflaster selbst aufkleben. Blutanalysen 28 Tage nach der Aktion ergaben, dass alle Studienteilnehmer, die tatsächlich einen Impfstoff erhalten haben, ähnliche spezifische Antikörper gegen Grippeviren entwickelten – und zwar unabhängig davon, wie der Impfstoff verabreicht worden war. Vorübergehende leichte Nebenwirkungen wie etwa Schmerzen und Hautrötungen an der Einstichstelle der Spritzen bzw. Hautrötungen oder Juckreiz nach dem Aufkleben der Pflaster traten vergleichbar häufig auf.

180 Tage nach der Grippeschutzimpfung konnte anhand einer Folgeuntersuchung der Probanden den Mikronadel-Pflastern abschließend eine gute Verträglichkeit bescheinigt werden. Da die Impf-Pflaster auch für Laien leicht zu handhaben und zudem wirtschaftlicher als Spritzen und Ampullen sind, gehen die Studienautoren davon aus, dass diese in künftigen Impfprogrammen zunehmend eingesetzt werden. Eine Folgestudie mit einer größeren Teilnehmerzahl und anderen Impfstoffen ist daher in Planung.


Zum Weiterlesen

(1) N.G. Rouphael et al. (2017): The safety, immunogenicity, and acceptability of inactivated influenza vaccine delivered by microneedle patch (TIV-MNP 2015): a randomised, partly blinded, placebo-controlled, phase 1 trial. In: The Lancet. Online unter http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)30575-5/fulltext.
Eine Abbildung illustriert das Mikronadel-Impfpflaster
Impfpflaster

Fußnote

[1] Verwendet wurde FLUVIRIN ®: 18 μg Hämagglutinin pro H1N1-Impfstamm, 17 μg Hämagglutinin pro H3N2-Impfstamm und 15 μg Hämagglutinin pro B-Impfstamm.

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