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Mit dem Fluglärm steigt der Blutdruck [187]

Stört Fluglärm über einen längeren Zeitraum hinweg die Nachtruhe, kann Bluthochdruck die Folge sein. Wissenschaftler bestätigten dies in einer Untersuchung von 420 Anwohnern im Umfeld des Athen International Airport in Griechenland (1). Die Analyse ergab, dass sich mit jeder Steigerung der nächtlichen Lärmbelastung um 10 Dezibel die Zahl der neu an Bluthochdruck Erkrankten weit mehr als verdoppelte.

Auch Herzrhythmusstörungen sowie Herzinfarkte und Schlaganfälle traten in der Nähe des Flughafens häufiger auf. Zudem verdreifachten sich ärztlich bestätigte Hörstörungen.

Verglichen mit den Schädigungen infolge des Straßenverkehrslärms in gleicher Stärke wirkten sich die gesundheitlichen Belastungen aufgrund der Nachtflüge gravierender auf das Herz und den Kreislauf der Anwohner aus.


Wissenschaftliche Details

Fluglärm stört und belastet vor allem nachts den Kreislauf. So kann die Lärmbelästigung bei Anwohnern in der Einflugschneise den im Normalfall nächtlich auftretenden Blutdruckabfall verzögern. Schon zwischen 2004 und 2006 dokumentierten dies Messungen in der „Hypertension and Exposure to Noise near Airports“ (HYENA)-Studie im Umfeld von sechs großen europäischen Flughäfen, darunter auch Berlin-Tegel (2). Griechische und britische Wissenschaftler haben 420 der ehemaligen Studienteilnehmer, die in der Umgebung des Athen International Airport 2013 verblieben sind, erneut untersucht. Ziel dabei war es abschätzen zu können, inwieweit sich die mehr als 600 Start- und Landeanflüge pro Tag auf die Herz- Kreislaufgesundheit langfristig ausgewirkt hatten.

Die Analyse zeigte eine Häufung von Herz-Kreislauferkrankungen zwischen der Erstuntersuchung 2004 bis 2006 und der Folgestudie 2013. In diesem Zeitraum trat bei jedem sechsten (n = 71) Proband erstmals Bluthochdruck auf, bei 44 wurden Herzrhythmusstörungen registriert und weitere 18 erlitten einen Herzinfarkt. Nicht alle diese Erkrankungen konnten einzig dem Fluglärm zugeordnet werden. Die Verbindung zwischen der nächtlichen Fluglärmbelastung und dem Bluthochdruck wurde, statistisch betrachtet, allerdings eindeutig nachgewiesen [1]. Mit der Zunahme der nächtlichen Lärmbelastung um je 10 Dezibel wuchs das Risiko für neu auftretenden Bluthochdruck um den Faktor 2,63 an. Noch größere Schädigungen aufgrund des zu hohen nächtlichen Lärmpegels entstanden im Ohr; Hörstörungen wurden je 10 Dezibel zusätzlich um das dreieinhalbfache häufiger ärztlich diagnostiziert.

Nächtlicher Fluglärm schadete der Gesundheit stärker als Verkehrslärm. Studienteilnehmer, die an der Straße ganztags einer Geräuschbelastung in der Stärke des Fluglärms von mehr als 55 Dezibel ausgesetzt waren, entwickelten in weitaus geringerem Maße Herz- und Kreislauferkrankungen als die Anwohner in der Einflugschneise. Allerdings, so räumten die Statistiker von der Medical School der Athener Universität sowie des Imperial College London und des King’s College London ein, waren die Schadstoffbelastungen aus der Luft nicht in die Untersuchungen mit einbezogen worden. Auch ließ die relative Zahl der Studienteilnehmer noch keine abschließenden Bewertungen zu. Die Folgeerhebungen zur HYENA-Studie werden aufgrund ihrer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit fortgesetzt (1).


Zum Weiterlesen

(1) K. Dimakopoulou et al. (2017): Is aircraft noise exposure associated with cardiovascular disease and hypertension? Results from a cohort study in Athens, Greece. In: Occupational and Environmental Medicine, Vol. 74, S. 830-837. Online unter http://oem.bmj.com/content/74/11/830.info

(2) Vgl. die Publikationen zu den Ergebnissen der Hyena-Studie unter http://www.hyena.eu.com/Reports.htm

Fußnote

[1] Es wurden ermittelt: Für alle Herzrhythmusstörungen das Odds Ratio von 1,88 (0,85-4,19), für alle Schlaganfälle das Odds Ratio von 1,99 (0,23-17,2) sowie für alle Herzinfarkte ein Odds Ratio von 0,37 (0,10-1,42); vgl. (1)

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