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Künstlich gesüßte Getränke können auf Dauer dem Hirn schaden [173]

Demenzen, insbesondere die Alzheimer-Erkrankung und auch ischämische Schlaganfälle sind bis zu dreimal häufiger aufgetreten, wenn ältere Erwachsene regelmäßig und häufig künstlich gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden tranken, berichtet jetzt das Journal Stroke in Bezug auf neue Analysen in der Framingham-Studie (1). Schon zuvor hatten Untersuchungen gezeigt, dass ein zu hoher Konsum von überzuckerten (alkoholfreien) Getränken die Anzeichen für eine beschleunigte Hirnalterung verstärkt. Gedächtnisschwächen etwa oder auch ein geringeres Hirnvolumen waren insbesondere bei Älteren zu beobachten, die künstlich gesüßte Erfrischungsgetränke [1] mochten (2). Bei Gleichaltrigen, die eher natürlichen Zucker bevorzugten, fielen die Hinweise auf eine unverhältnismäßige Hirnalterung im Vergleich dazu weniger eindeutig aus.


Wissenschaftliche Details

Der steigende Verbrauch von sehr zuckerhaltigen Lebensmitteln trägt mit dazu bei, dass weltweit das Risiko für Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und für krankhaftes Übergewicht sowie für Typ-2 Diabetes angestiegen ist und demzufolge auch Schlaganfälle häufiger auftreten. Im Alltag schien bisher der Griff zu künstlich gesüßten Produkten, etwa bei Softdrinks, eine brauchbare Alternative zu sein, um den unvorteilhaft hohen Zuckerkonsum zu reduzieren.

Inzwischen belegten repräsentative Studien, dass auch die mit synthetischem Zucker angereicherten Lebensmittel die Blutdruck-, Blutfett- und Glukosewerte ungünstig beeinflussen und so die Gefahr für einen Hirnschlag vergrößern können (3;4). Vermutet wurde u.a., dass synthetische Zucker die Darmflora schädigen oder auch die Insulinresistenz fördern. Jetzt weisen zwei Untersuchungen aus der Framingham-Studie zusätzlich darauf hin, dass künstlich gesüßte Getränke, wenn allzu oft bevorzugt, die Hirnalterung und den Abbau von Hirnzellen beschleunigen könnten.

In einem ersten Ansatz haben Wissenschaftler von der Boston University School of Medicine Gesundheitsparameter und Ernährungsgewohnheiten von 81 neu an Demenz erkrankten und von 97 von einem Schlaganfall betroffenen über sechzigjährigen Patienten sieben Jahre zurückverfolgt und diese mit den Daten von 1.403 gleichaltrigen, noch hirngesunden Studienteilnehmern aus der Framingham-Kohorte verglichen. Aus dieser Analyse ergab sich ein Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Konsum von Diätgetränken und dem Abbau bzw. dem Verlust von Hirnfunktionen. Der übermäßige Konsum an künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken ging mit einem erhöhten Risiko für alle Schlaganfallarten und insbesondere für den ischämischen Schlaganfall [HR 2,96 (95 %, 1,26-6,97)] einher. Je mehr künstlich gesüßte Erfrischungsgetränke getrunken wurden, umso höher fiel das Risiko für den ischämischen Schlaganfall aus.

Auch die Gefährdung für Demenzen und dabei insbesondere für die Alzheimer-Demenz [HR, 2,89 (95 %, 1,18-7,07)] wuchs um fast das Dreifache an. Bei Studienteilnehmern, die natürlich gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden bevorzugten, wurden diese ungünstigen Effekte hingegen nicht beobachtet. Auch sind keine Wechselwirkungen zwischen dem Verzehr von Erfrischungsgetränken und dem Risiko für Typ 2- Diabetes sowie ungünstigen Werten für Apolipoprotein E als Maß für den gestörten Fettstoffwechsel ermittelt worden.

In einem anderen Ansatz haben die Bostoner Wissenschaftler das individuelle Hirnalter anhand neurophysiologischer Testergebnisse und magnetresonanz­tomographisch erstellter Bilder zu den Angaben über den Verbrauch von Süßgetränken bei rund 4.000 Framingham‑Teilnehmern über 60 Jahre in Verbindung gesetzt. Anzeichen einer beschleunigten Hirnalterung, etwa schlechtere Gedächtnisleistungen und ein geringeres Hirnvolumen im Vergleich zu Gleichaltrigen, wurden dabei vor allem bei einem höheren Konsum von künstlich gesüßten Getränken beobachtet. Gemessen am durchschnittlichen Volumen, war das Hirn der Konsumenten von zwei oder mehr zuckerhaltigen Getränken am Tag um 1,6 bis 2 Jahre schneller gealtert, gemessen an der durchschnittlichen Gedächtnisleistung sogar um 5,8 bis 11 Jahre. Abschließende Erklärungsmuster für diese Beobachtungen über den Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von künstlich gesüßten Erfrischungsgetränken [1] und dem Verlust von Hirnfunktionen fehlen noch.


Zum Weiterlesen

(1) M.P. Pase et al. (2017): Sugar- and Artificially Sweetened Beverages and the Risks of Incident Stroke and Dementia A Prospective Cohort Study. In: Stroke, Vol. 48, S. 1139-1146. Online unter http://stroke.ahajournals.org/content/48/5/1139

(2) M.P. Pase et al. (2017): Sugary beverage intake and preclinical Alzheimer’s disease in the community. In: Alzheimer’s & Dementia, Vol. 13, Nr. 9, S. 955-964. Online unter http://www.alzheimersanddementia.com/article/S1552-5260(17)30050-X/fulltext

(3) H. Gardener et al. (2012): Diet soft drink consumption is associated with an increased risk of vascular events in the Northern Manhattan Study. In: Journal of General Internal Medicine, Vol. 27, Nr. 9, S. 1120–1126. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/pmid/22282311/

(4) A.M. Bernstein et al. (2012): Soda consumption and the risk of stroke in men and women. In: American Journal of Clinical Nutrition, Vol. 95, Nr. 5, S. 1190–1199. Online unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3325840/

Fußnote

[1] Als künstliche Süßstoffe wurde in den untersuchten Getränken übliche (quasi kalorienfreie) Süßstoffe wie Saccharin (E 954), Acesulfam K (E 950), Aspartam (E 951), Neotam (E 961) oder Sucralose (E 955) verwendet. Diese sind zu unterscheiden von Zuckeraustauschstoffen, welche ebenfalls zu den Süßungsmitteln zählen. Zweitere sind Zuckerhalkohole wie Sorbit (E 420), Mannit (E 421) oder Xylit (E 967) und haben einen durchschnittlichen Energiegehalt von 2,4 kcal/g.

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